Ev. Kirchenkreis Hofgeismar-Wolfhagen
Ihre evangelische Kirche in Hessens Norden

Zum Weiterdenken

Auf dieser Seite stellen wir Ihnen die Texte zur Verfügung, die - zumeist - aus der Mitte unseres Kirchenkreises für die Hofgeismarer Allgemeine und die Wolfhager Allgemeine erstellt werden - zum Nachlesen, Nachdenken und Weiterdenken.


20. Juli

Gedanken zum Sonntag:
Tiefenentspannt...? 

Von Pfarrer Jürgen Schiller

Jürgen Schiller ist Pfarrer für das Kirchspiel Friedrichsfeld-Gottsbüren und hatte einen Auftrag für Seelsorge in Seniorenwohneinrichtungen. Er wurde in seinen Gemeinden bereits verabschiedet und wechselt in den Ruhestand.

Die Sommerferien haben begonnen. Einige sind schon auf Reisen, für viele steht der große Jahresurlaub unmittelbar bevor, und manche wollen sich zuhause oder in der näheren Umgebung erholen.

Zeiten zum entspannen und erholen sind mit dem Menschsein eng verbunden. Schon im biblischen Schöpfungsbericht kommen sie vor. Wobei es da Gott selbst ist, der sich den 7. Tag als Ruhetag gönnt. Und diese Ordnung, sechs Tage arbeiten – einen Tag ruhen, geht in die Gebote ein. Das Gebot der Feiertagsheiligung wird begründet mit dem Ruhetag des Schöpfers.

Das Wort, das ursprünglich im hebräischen Text steht und das Martin Luther schlicht mit 'ruhen' übersetzte, hat noch eine tiefere Bedeutung. Es geht nicht bloß um das Pausieren von der Arbeit, sondern um ein völliges Loslassen. Das Wort Schabbat, das auch dem jüdischen Wochenfesttag den Namen gab, bezeichnet ein völliges Loslassen von Pflicht und Arbeit, ein tiefes inneres Entspannen und völliges Entkrampfen, so dass dem Menschen wieder neue Kraft zufließen kann. Unser Körper kann regenerieren, unsere Seele wird gestärkt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie loslassen können. Nach den Anstrengungen des Tages, einmal für einen Tag in der Woche, oder den Urlaub genießen können als „Schabbat“ des Jahres. Weil Gott es so will.


Glaubenssache:
Vergeben und Verzeihen

Von Jürgen Krackrügge

Jürgen Krackrügge ist Mitarbeiter für die Freie evangelische Gemeinde in Ippinghausen.

Kürzlich las ich in einem Zeitschriftenbeitrag eine bemerkenswerte Aussage des bekannten ZDF Moderators Markus Lanz. Bei der Preisverleihung einer christlichen Medieninitiative äußerte er, dass er seit seiner Kindheit vom „Momentum des Verzeihens“ fasziniert sei. Verzeihen bedeute für ihn, es gibt jemanden, der dich von deinen Fehlern befreien und erlösen kann. Weiter führte er aus, dass die Möglichkeit des Verzeihens verloren ginge, wenn der Einzelne und die Gesellschaft immer mehr christliche Werte aufgäbe.

Meine Beobachtung ist, dass in der heutigen Zeit viele Menschen oft geradezu massiv angegriffen werden, wenn bekannt wird, dass sie sich etwas haben zu Schulden kommen lassen. Natürlich sind die aufgedeckten Missbrauchsfälle schlimm, und es ist gut, wenn politische Unkorrektheiten aufgedeckt werden. Die Frage für mich ist aber, wie ich dann mit den beteiligten Menschen umgehe.
Ich werde dabei an das Gebet erinnert, dass Jesus Christus seinen Nachfolgern gelehrt hat. Im Vaterunser beten wir: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“

In dem Moment, in dem ich dieses Gebet vor Gott ausspreche, wird mir bewusst, dass ich zunächst selbst vor Gott der Schuldige bin. Ich muss gestehen, dass ich schon oft meinem Nächsten vor allem auch Gott gegenüber schuldig geworden bin. Wie gut ist es, dass ich meine Schuld bei Jesus Christus abladen darf, der mir seine Vergebung zuspricht.

Wäre es dann nicht richtig, diese Vergebung auch meinem Nächsten zu gewähren?


13. Juli

Gedanken zum Sonntag:
Trau dich…!

Von Gemeindereferent Peter Happel

Schon einige Male hatte ich die Gelegenheit, an der religionspädagogischen Arbeit der katholischen Kindertagestätte teilzunehmen. Immer wieder bin ich beeindruckt, wie Kinder auf die Geschichten aus der Bibel reagieren. 

Beim letzten Mal durften die Kinder die Erzählung vom Sturm auf dem See hautnah miterleben. Mit einfachen Figuren und einem blauen Tuch tauchten wir Zuhörer in die Wundergeschichte ein und spürten: Das hat ja was mit mir zu tun, wenn Jesus den Petrus auffordert ihm auf dem Wasser entgegen zu kommen! Obwohl die Erzählung schon viele Jahre alt ist kann sie mir bis heute sagen, wenn ich meinen Blick auf Jesus richte und ihm vertraue, eröffnet sich für mich eine neue Welt! Schwierige Situationen lösen sich dann nicht einfach auf wie durch Zauberhand. 

Im Glauben an Jesus und im Gespräch mit ihm wächst mir die Kraft zu, auf den „Wellen des Lebens zu gehen!“. Weil Jesus alle meine Wege mitgeht und mich gerade in Krisen begleitet, auch wenn ich das im Alltag gar nicht immer wahrnehme. Die ruhige und einfühlsame Arbeit mit den Kindern hat mir wieder neu die Augen dafür geöffnet auf die Suche zu gehen, wo ich den leisen Ruf von Jesus auch in meinem Alltag hören kann: „Trau dich, DEINEN Weg weiter zu gehen“, sagt Jesus. „Ich gehe alle deine Wege mit- auch die Umwege, die du gehst!“ 

Diese Erfahrung wünsche ich auch Ihnen und ich wünsche Ihnen eine erholsame und gesegnete Urlaubszeit!

Peter Happel ist Gemeindereferent der katholischen Kirchengemeinde St. Peter in Hofgeismar.


Glaubenssache:
Frage-Engel

Von Pfarrer Dr. Michael Dorhs

Pfarrer Dr. Michael Dorhs ist Schulreferent der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. (Foto: medio.tv/Schauderna)

Am Wochenende war ich unterwegs. Mit der Bahn. Und ich habe alles dafür getan, dass sich niemand neben mich setzte. Erschöpft wie ich war, wollte ich von keinem Fremden angesprochen werden. Hinterher dachte ich: Eigentlich schade. Wer weiß, was Dir entgangen ist?

Manchmal brauche ich das, mich abzuschotten. Da ist mir jeder Frager lästig, der mich aufhält oder ablenkt. Aber was wäre, wenn gerade solche unerwarteten Fragen sich als mein Glück erwiesen?

Blickst Du noch durch? Verstehst Du, was Du hörst und siehst und liest?  Einer der so störte und sich einmischte, hieß Philippus. Die Bibel (Apostelgeschichte 8, 26-39) erzählt, ein Engel habe ihn geschickt. Damals stand er an der Ausfallstraße von Jerusalem. Heute würde er vielleicht im ICE nach dem freien Platz an meiner Seite fragen. Er lief neben dem Wagen her, in dem laut lesend der Kämmerer aus Äthiopien saß. Der hatte sich ein Buch gekauft, von dem er sich die Lösung seiner Fragen erhoffte. Die Lautstärke, mit der er las, bedeutete aber keineswegs, dass er verstanden hatte. Man sollte sich nie bluffen lassen von lauten Stimmen! Sie sind nur manchmal ein Zeichen für innere Klarheit. Viel öfter übertönen sie Angst und Dummheit.

Wie gut, wenn wir sie nicht abschrecken müssen, die unbequemen Frager. Alle, die uns anhalten und verunsichern. Wir sollten sie ruhig eine Strecke mitnehmen. Der Kämmerer ließ sich auf den fremden Frager ein. Ein Stückchen Lebensweg hatten sie gemeinsam. Als sie sich trennten, war der Mann aus Äthiopien ein anderer geworden. Seine glatte Fahrt war unterbrochen. Richtungswechsel! Oft bringen sie uns dem Leben näher, das Gott für uns bereithält. Daran erkennt man auch heute noch die Frage-Engel. Sie halten uns an, sie fragen, und sie helfen uns, unseren eigenen Weg zu finden - wenn wir sie lassen.


6. Juli

Gedanken zum Sonntag:
Begegnungen in Siebenbürgen

Von Pfarrer i.R. Karl Christian Kerkmann

Karl Christian Kerkmann ist Pfarrer im Ruhestand. (Foto: Blofield)

Ich  freue mich sehr auf die Reise der Männergruppe der evangelischen Kirchengemeinden Hofgeismar nach Rumänien, nach Siebenbürgen.
Die Fahrt ab Sonntag, 7. Juli ist für mich eine Reise auf den Spuren von Eckhard und Doris Deutsch, bei denen ich Anfang der 80er Vikar war in Oedelsheim, Gieselwerder und Gottstreu. Sie fuhren über viele Jahre nach Herrmannstadt (Sibiu) in Siebenbürgen, um die „Siebenbürger Sachsen“ (die Deutschen in Rumänien) materiell und geistlich zu unterstützen.

Und zugleich ist es eine Reise auf den Spuren von Ottmar Rudert und Günther Rüddenklau, über die ja aktuell immer wieder berichtet wird.
Für mich sind es gelebte Verbindungen und gelebte Begegnungen unter Völkern, Völkergemeinschaften und Christen.

Und es ist zugleich Ausdruck des Glaubens und Vertrauens, wie es heute im Büchlein der Losungen heißt: „Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“ Wir werden in Siebenbürgen tatsächlich sogenannte Kirchenburgen besichtigen. In den Losungen heute heißt es entsprechend:
„Du bist Burg und Zufluchtsstätte …“

Für diesen Sonntag steht in den Losungen ein Segensgebet: „Segne alle, die ihre Gaben einsetzen für Versöhnung und Menschenwürde. Stärke auch uns, Verantwortung zu übernehmen in deiner Welt. Hilf allen Völkern, zu einer gerechten Ordnung zu kommen, dass nicht unser Überfluss andere hindert zu leben.“


Glaubenssache:
Suchen und finden

Von Monika Kugler

Haben Sie als Kind auch gerne verstecken gespielt? Da will ich natürlich nicht, dass mich  der Partner findet. Für den Partner ist es aber eine große Freude, wenn er das Versteck des Freundes gefunden hat. Wir Erwachsene verstecken uns doch auch gerne. Verstecken uns hinter der Arbeit, hinter guten Vorsätzen, hinter Terminen, hinter Ausreden und oft auch vor Gott. Dabei ist es eine Botschaft der Bibel, dass uns Gott sucht. Adam und Eva verstecken sich im Paradies vor Gott. Gott sucht sie. 

Der Vater wartet auf seinen verloren geglaubten Sohn, bis er endlich da ist. Gott sucht auch Dich und mich, wenn wir uns vor ihm verstecken. Er sucht uns vielleicht in einer Krankheit, in einem persönlichen Schicksalsschlag aber auch bei der Arbeit, im Urlaub oder wenn es uns gut geht. Gesucht werden heißt für mich "Jemand vermisst Dich, jemand hat Dich lieb." Gott macht sich auf die Suche nach uns und will, dass jeder gefunden wird und nicht verloren geht. Es gibt natürlich auch Menschen, die sich nicht finden lassen wollen, das tut weh. Aber wo ich als Mensch nicht mehr suchen kann, bleibt Gott dran, er sucht immer weiter.

Aber Gott ist auch ein Gott, der selbst gesucht werden will. Ein großer Teil von ihm bleibt uns verborgen und geheimnisvoll. Wo können wir ihn finden, wenn wir auf die Suche nach ihm gehen? In einem Lied heißt es "suchen und finden im Buch des Lebens (Bibel), denn wer hier sucht, sucht nicht vergebens."

Wir suchen Gott - Gott sucht uns  -  und wenn wir uns gefunden haben, wird große Freude sein.

Monika Kugler, SELK Kirchengemeinde Balhorn.


29. Juni

Gedanken zum Sonntag

Von Pfarrer Jonathan Bergau

Jonathan Bergau ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Oedelsheim.

„Ick bin all hier!“ ruft der Igel als der Hase mit langen Schritten auf das Ziel zueilt. Sofort fordert dieser Revanche. Schließlich kann es doch nicht angehen, dass der große schnelle Hase gegen einen kleinen Igel mit seinen schiefen Beinen verliert. Das kecke „Ick bin all hier!“ jeweils am Ziel, fordert den Hasen immer wieder zu neuen Wettläufen heraus. Sein Eifer stets der schnellste und beste sein zu wollen, kostet dem Hasen schließlich das Leben.

Es fällt mir schwer nach Lesen dieses Märchens mit „Ende gut, alles gut“ zum nächsten zu blättern. Im von Anfang an unfairen Wettkampf geht einer zu Grunde. Der Hase scheitert an seinem Selbstbild stets der schnellste sein zu wollen. Die schlauen aber auch unfairen Igel schaffen es nicht, ihr Verwirrspiel rechtzeitig zu beenden. Alle drei Beteiligten befinden sich im letztendlich totbringenden Kreislauf, um jeden Preis der Sieger sein zu müssen.

Von einem etwas anderem Wettlauf schreibt Paulus im Philipperbrief (Phil 3,14): „Ich laufe auf das Ziel zu, um den Siegespreis zu gewinnen: die Teilhabe an der himmlischen Welt, zu der Gott uns durch Christus Jesus berufen hat.“ Von einer anderen Idee von Wettlauf ist hier die Rede. Der Lauf zur himmlischen Welt, zu der wir gerufen sind. Es ist eine Welt, in der es nicht die Stärke und das Gewinnen zählt. Es ist eine Welt, in der man
Ich glaube fest daran, dass das eine Welt ist, bei der ich nicht um jeden Preis die Sieger sein muss und trotzdem nicht mein Gesicht verliere. Dann wird am Ende doch alles gut werden.


Glaubenssache:
Oasen

Von Pfarrerin Isabell Paul

Isabell Paul ist Pfarrerin im evangelischen Kirchspiel Istha-Altenhasungen.

Inmitten unbarmherziger Hitze erscheint eine Oase wie ein Wunder – ein Ort des Lebens und der Hoffnung.

Auf ihrer Flucht durch die Wüste, weg von denen, die sie und ihr Kind nicht wollen, verzweifelt Hagar. Das Wasser ist aufgebraucht, sie sieht keinen Ausweg. Sie legt ihren Sohn Ismael unter einen Strauch und entfernt sich, um nicht sehen zu müssen, wie er stirbt. Sie zerreißt innerlich. Da erscheint ein Engel Gottes und zeigt ihr eine Quelle.

Gott lässt die Ausweglosigkeit nicht stehen, gibt Raum zum Leben – eine Oase der Hoffnung.
Auf deinem Weg durchs Leben, bei schweren Prüfungen, wenn das Elternsein alles abverlangt, wenn die Ehe scheitert, ein Herzensmensch stirbt.
An einem Tag mit schwerer Entscheidung oder wenn nichts gelingen will.

Immer, wenn es ausweglos erscheint, braucht es eine Oase. Einen Ort, der aufleben lässt, der neue Kraft gibt. Einen Rückzugsort.
Was ist das für ein Ort – deine Oase?
Der Garten mit Hängematte. Das Sofa mit Decke über der Nase. Vielleicht zwischen vielen, die mit dir die gleiche Mannschaft anfeuern. Vielleicht ein Tagtraum. Eine Atemübung.
Und wie findest du den Weg dorthin?

Manchmal schaffst du es gut allein. An anderen Tagen braucht es einen Engel Gottes auf dem Weg zur Oase. Die Buchhändlerin, die dir das Buch vorschlägt, das dir einen neuen Blick schenkt. Das Gespräch vor dir an der Kasse, aus dem du den Satz raushörst, der dich wieder aufrichtet. Oder der Steuerberater, der sagt: Ich sortiere das für Sie.
Gott, der sich auf so unterschiedliche Weise zeigt, der Ausweglosigkeit nicht stehen lässt, der Raum gibt zum Leben.


22. Juni

Gedanken zum Sonntag:
United!

Von Pfarrerin Jennifer Schwarz

Jennifer Schwarz ist Pfarrerin für das evangelische Kirchspiel Trendelburg.

Es ist wieder soweit: Die EM in Deutschland lässt das Fußballfieber wieder aufleben. Die Menschen strömen in die Stadien und zum Public Viewing. In Fußball-Trikots und mit Deutschlandfarben im Gesicht. Und dann geht es los: Der Einzug der Spieler. Die Nationalhymne. Der Anpfiff. Und aus den vielen Einzelnen an vielen verschiedenen Orten wird eine Gemeinschaft, die anfeuert und mitleidet bei allen verpassten Chancen, Fouls und (Gegen)Toren.

Fußball verbindet. Da wird zusammen gefeiert und zusammen geweint. Fußball bringt Menschen zueinander, die sich sonst nicht begegnen würden.

United by Football heißt das Motto der diesjährigen EM.
United by Music heißt das Motto des Eurovision Song Contests (ESC) seit dem letzten Jahr.

United so heißt unser Gottesdienst, den wir in der Nordspitze Hessen in drei Wochen feiern.

United – also verbunden sein und zusammengehören. In einer Welt mit immer mehr Gräben, Mauern und verhärteten Fronten tut es gut, etwas zu haben, das uns miteinander verbindet. Wir Christen nennen das den Heiligen Geist. Er vereint uns im Glauben. Ich wünsche mir, dass die Gemeinschaft, die aus ihm heraus entsteht, genauso sehr feiert, wie die Fans von EM und ESC. Dass sie hoff und mitfiebert und über Scheitern klagt und doch leidenschaftlich dran glaubt, dass es am Ende gut ausgeht.


Glaubenssache:
Jesus ins Boot

Von Prädikant Günther Dreisbach

Kirchenrat Günther Dreisbach ist Prädikant in der Evangelischen Kirchengemeinde Wolfhagen.

Vor einem Monat wurde Geburtstag gefeiert. Unser Grundgesetz hatte Geburtstag. Ich habe die Feierlichkeiten verfolgt. Die Präambel, die über der Verfassung unseres Landes steht, blieb weitgehend außen vor. Das verstehe ich nicht. Das ist doch das Wichtigste: Auf welche Grundlage baut man das Zusammenleben der Menschen in einem Land? Für die Mütter und Väter des Grundgesetzes war klar: Die neue Verfassung nach den schrecklichen Erlebnissen der letzten Jahrzehnte kann nur entstehen: »Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen ...« Und mit »Gott« haben die Parlamentarier vor 75 Jahren den Vater Jesu Christi gemeint.

Für Christen kann das doch nur heißen: Holt Jesus ins Boot bei euren Gesprächen, bei euren Debatten, bei euren Auseinandersetzungen. Holt Jesus ins Boot, der gesagt hat: »Selig sind« – das bedeutet so viel wie: Auf die Seite Gottes gehören - »die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.« Und: »Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern« - und Schwestern - »das habt ihr mir getan.« Wenn darauf politisches Handeln ausgerichtet wäre, wäre die Welt eine andere. Niemand würde ausgegrenzt und niemand würde beleidigt. Oder andersherum gedacht: Wenn jemand – aus welchen Gründen auch immer – ausgegrenzt oder beleidigt wird, dann wird Jesus ausgegrenzt. Dann wird Jesus beleidigt. Das kann man machen. Man muss es nur wissen.

Dass unser ganzes Volk sich bewusst der Verantwortung vor Gott stellt, lässt mich hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Es bleibt ein hartes Stück nötige Arbeit. Aber mit Jesus im Boot kann es gelingen.


15. Juni

Gedanken zum Sonntag:
„Der Mensch denkt…“

Von Pfarrer Andreas Schreiner

Andreas Schreiner ist katholischer Pfarrer in Immenhausen, Vellmar, Ihringshausen und Reinhardshagen.

Im Frühling waren die Nachrichten voll von den Bauernprotesten quer durch Europa. Ihre Betriebe haben es schwer, denn vieles liegt nicht in ihrer Hand.

Der Mensch kann eben nur aussäen und dann hoffen, dass die Frucht aufgeht. Es gibt keine Garantie auf eine guten Ernte.
Das Gleichnis von dem Mann, der auf dem Feld arbeitet, das Saatgut ausbringt, alles tut, was in seinen Kräften steht, und der dann am Ende doch nur zusehen kann, was schließlich dabei herauskommen wird, gehört zu meinen Lieblingsstellen in der Heiligen Schrift (Mk4, 26-43).  Es wird heute in den Gottesdiensten gelesen.

Wir machen Pläne fürs Leben, für Arbeit, Kinder und Familie, wir arbeiten und schaffen, und müssen dann feststellen, dass es am Ende nicht in unserer Hand liegt.

Das Gleichnis aus dem Markusevangelium hilft mir. Denn es sagt mir: es kommt nicht auf mich an. Ich kann oft genug nur den Samen ausstreuen. Wachsen, reifen und gedeihen lassen muß ein anderer. Mein Leben, mein Planen liegt in Gottes Hand.

Wir können ein kleines Samenkorn, vielleicht sogar nur ein Senfkorn einpflanzen, und manchmal wird aus dem kleinen Senfkorn ein riesiger, wunderschöner Baum. Und nur der Himmel ist die Grenze.


Glaubenssache:
Heute schon gelächelt?

Von Pfarrer Friedemann Rahn

Friedemann Rahn ist Pfarrer für die Ev. Kirchengemeinde Zierenberg.

Heute, am 15. Juni, ist der „Smile Power Day“. Zumindest in den USA wird er wohl begangen. Woher er kommt, weiß man nicht so genau. Und woher das Lächeln selbst kommt, weiß man auch nicht so genau. Wir müssen es nicht lernen – es scheint uns angeboren zu sein. Selbst Blinde lächeln. Schon als Babys lächeln wir reflexartig. Bestimmt haben Sie das ein oder andere Foto, auf dem Ihre Kleinsten das sogenannte „Engelslächeln“ zeigen. Göttlich, wenn man so einen Moment erhaschen kann.

Vielleicht ist „göttlich“ tatsächlich der richtige Ausdruck an dieser Stelle. Ich glaube nämlich, dass Gott uns mit der Macht des Lächelns begabt hat. Smile power, wie im Himmel, so auf Erden. Heißt es nicht im Segen, dass Gott sein Angesicht leuchten lässt über uns? Ein strahlendes Lächeln, das er uns schenkt, voller Liebe und Großherzigkeit für seine Menschen. Lächeln segnet das Gegenüber. Diese Macht haben wir von Gott bekommen.

Wir sagen zu Recht: Lächeln entwaffnet. Jedenfalls, wenn es ein echtes Lächeln ist und nicht nur ein Service-Lächeln an der Kasse. Echtes Lächeln erkennen wir an den Falten um die Augen. Dann leuchtet unser Angesicht auf, so wie Gott sein Angesicht über uns leuchten lässt. Segen strömt von uns in diesem Moment aus. Segen für den Mitmenschen, der uns vielleicht eben noch ärgerlich oder missmutig begegnet ist. Wer angelächelt wird, entspannt sich. Und wer lächelt, sitzt am längeren Hebel Gottes. Denn er oder sie hat in diesem Moment die Macht, Frieden zu starten.

Ist das nicht eine großartige Fähigkeit? Ich wünsche Ihnen heute die volle Smile Power Gottes!


 8. Juni

Gedanken zum Sonntag

Von Pfarrerin Christina Schnepel

Chrstina Schnepel ist Pfarrerin und im Zentrum Oekumene der beiden hessischen Landeskirchen für Entwicklung und Partnerschaft in Europa und den USA zuständig sowie für die Aktion Hoffnung für Osteuropa.

Europa wählen! Demokratie, Freiheit und Menschenwürde wählen!
In Vorbereitung auf die Europawahl habe ich bei unseren Partnerkirchen nach einem Statement zu Europa gefragt.

Erzbischof Urmas Viilma, Evangelisch von der Lutherischen Kirche in Estland sagt: Ich wähle Europa, weil wir nur gemeinsam frei sein können!

Bischof Reinhart Guib, von der Evangelischen Kirche in Rumänien schreibt: Ich wähle Europa, weil es für Freiheit, Toleranz und Gemeinschaft steht und Zukunft nur in Gemeinschaft möglich ist!

Gerade in einem gemeinsamen Europa finde ich es wichtig zu hören, was andere an der EU schätzen. Zusammen beobachten wir aktuell große Herausforderungen in der EU: wachsender Populismus und Nationalismus, soziale Ungleichheiten, die Klimakrise und Krieg in Europa.

Die Perspektive aus dem Osten der EU erinnert uns daran, was wir manchmal für viel zu selbstverständlich nehmen. Nationalismus bedroht das friedliche, vielfältige Zusammenleben von Nachbarnationen und stiftet Unfrieden in den Ländern.

Als christliche Kirchen fordern und engagieren wir uns für eine EU, die sich zur unveräußerlichen, gleichen Würde aller Menschen bekennt. Dem Schutz dieser Würde dienen der Einsatz für Freiheit, Demokratie, Gleichberechtigung, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte.

Machen Sie bei der Wahl von Ihrer Stimme Gebrauch. Wählen Sie eine gemeinsame Zukunft in einem starken Europa!


Glaubenssache:
Tag der Ozeane

Von Pfarrerin Kathrin Wittich-Jung

Kathrin Wittich-Jung ist Pfarrerin und Studienleiterin am Evangelischen Studienseminar Hofgeismar. (Foto:medio.tv/schauderna)

Ich freue mich schon auf meinen Sommerurlaub. Wir fahren wieder ans Meer. Ich liebe es auf’s Meer rauszuschauen und am Spülsaum entlang zu laufen.
Ein lebenswerter Ort, aber nicht nur idyllisch:
Wenn ich so am Meer entlang laufe, merke ich, dass auch dort der Klimawandel und die Zerstörung dieses einzigartigen Lebensraumes voranschreiten: Plastikmüll. Dosen. Flaschen. Reste von Fischereinetzen. Manchmal auch ein verendeter Vogel. Das macht mir Sorge. Denn die Meere und Ozeane sind ja wichtiger Bestandteil der Welt und des Klimas. 

Heute ist Tag der Ozeane. Die vereinten Nationen haben ihn 2009 ins Leben gerufen. Sie wollen auf die Lage der Ozeane aufmerksam machen. Überfischung, Verschmutzung und Erwärmung. Die Ozeane leiden am Klimawandel. Und damit über kurz oder lang auch wir Menschen.
Die Ozeane liefern uns Nahrung, produzieren mehr als die Hälfte des benötigten Sauerstoffs und stabilisieren das Klima.
Der Tag der Ozeane soll auch ermahnen, Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

In der Bibel vertraut Gott uns Menschen die Welt an. Wir sollen sie bebauen UND: Wir sollen sie bewahren. Bewahrung der Schöpfung nennen wir das. Eigentlich wäre es gut, wenn wir keine solcher Gedenktage bräuchten. Wenn wir immer auch auf die Umwelt und das Klima achten würden.

Ich glaube ja, wenn wir alle in dem Bewusstsein leben, dass die Erde und die Ozeane unsere Lebensgrundlage sind, dann bewahren und schützen wir sie auch. Und vielleicht schaffen wir’s und können irgendwann am Spülsaum entlang gehen, ohne ständig auf Plastik und Müll zu stoßen. Das wäre wunderbar!


1. Juni

Gedanken zum Sonntag:
Wie redest du heute?

Von Pfarrer David Seibel

David Seibel ist Pfarrer für das ev. Kirchspiel Liebenau.

Jesus sagt zu seinen Jüngerinnen und Jüngern: "Wer euch hört, hört mich." (Lukas 10,16)
Moment mal – der Satz lässt mich stocken. Durch Jesus hören wir doch Gottes Wort, aber die Jüngerinnen und Jünger waren ganz normale Menschen?! Sie stritten, waren ungeduldig und neidisch, wollten sich Vorteile sichern. Sie verloren auch mal vor Begeisterung die Realität aus dem Blick. Und bei Gefahr liefen sie davon, ließen ihren besten Freund Jesus im Stich.

Aber das war nicht alles. Das ist bei keinem Menschen alles, die „Schwachpunkte“. Die Jüngerschaft Jesu konnte auch anders, konnte auch so reden, dass Gott durch ihre Worte erklang. Jeder von uns kann das! Auch du und ich. Was dafür nötig ist? Dass du von dir absiehst, damit du für Gottes Wort frei und durchlässig wirst. Dann werden deine Worte freundlich, sie trösten, geben Hoffnung, benennen das Unrecht, machen Mut.

Deine Worte haben Weite, in denen Raum ist für andere und für anderes. Und so kommst du vom Reden ins Hören, vom Hören ins Handeln… und Gott kommt in die Welt. „Wer euch hört, hört mich.“

Kleine Übung: Höre auf dich – was und wie redest du heute?


Glaubenssache:
Harmonie

Von Pfarrer Philipp Ruess

Philipp Ruess war bis Mai Pfarrer für das ev. Kirchspiel Oberelsungen.

In der Schule hatte ich einen Biologielehrer, der zu Beginn einer jeder Doppelstunde mit uns einen Kanon gesungen hat: ♫ „Wo man singt, da lasse dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder“ Es gibt viele Strophen zu diesem Lied, aber im Kern zielen alle darauf ab, dass man singend nie einen bösen Gedanken oder eine böse Absicht hegt. Singen ist von seinem Ur-sprung her auf das soziale Miteinander angelegt. Gemeinsamer Gesang funktioniert nur, wenn man auch aufeinander hört und einstimmt. Sonst wird aus dem schönen Lied oder Kanon nur noch disharmonisches Schreien. Ich vermute, deswegen hat die paar Minuten geopfert, denn auch wir als Klasse waren dann ruhiger, eingestimmt und der Unterricht harmonischer.

Der anstehende erste Sonntag nach Trinitatis richtet den Blick auch auf eine solche Harmonie des sozialen Miteinander: „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“ Aber wie kann das gelingen? Für mich ist es eine gute Hörhilfe auf den Gesang der Bibel zu hören, in den viele Menschen im Laufe der Jahrhunderte eingestimmt haben: In die Worte und Taten Jesu, in das Zeugnis seiner Nächstenliebe, mit dem er wiederum eingestimmt hat in die Worte des Alten Testamentes und der Propheten. Und damit sind wir keinesfalls allein. Auch andere Religionen und Kulturen kennen diesen Gesang der Nächstenliebe. Es ist ein schöner Gesang, in den jeder Mensch einstimmen kann. Vielleicht hilft es ja, sich zu Beginn eines jeden Tages diesen Gesang der Nächstenliebe vor Augen zu rufen und dann in den Tag zu starten. Denn zumindest in Bio hat das hervorragend funktioniert.


25. Mai

Gedanken zum Sonntag:
Wo finde ich das Land ohne Hürden?

Von Pfarrer Andreas Kölling

Andreas Kölling ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Hofgeismar-Gesundbrunnen.

Eine Frau aus der Kirchengemeinde hat mir erzählt, warum sie seit ihrer Kindheit dabei ist. Weil es in der Kirche keine Grenzen gibt. Weil jede und jeder mitmachen kann. Ist doch überall selbstverständlich. 

Die Frau meinte: Nein, überall sind Hürden. Wer in einer Mannschaft mitspielen will, sollte sportlich sein. Wer im Chor singen will, sollte (zumindest etwas) singen könne. Hürden! Und sie werden ja scheinbar immer mehr. Denken wir nur an die politische Debatte bzw. immer wieder die Unmöglichkeit der Debatte. Da stehst du an einer Hürde und das Reden hört auf. - In der Kirche erlebt die Frau es anders: Da spielt z.B. die Herkunft keine Rolle, egal ob du Deutsche, Afghane oder Südafrikaner bist. Da sind Menschen mit und ohne Behinderung. Begabung spielt schon eine Rolle. Aber Christen glauben, dass Gott jeden begabt. 

Wer also Sehnsucht nach einem Land ohne Hürden hat – manchmal arbeiten wir in der Kirche noch daran – der sollte es dort wirklich einmal versuchen. Übrigens: Am 14.Juli feiern die evangelischen Gemeinden aus Hessens Nordspitze Gottesdienst im Carlsdorfer Dorfgemeinschaftshaus  unter dem Motto „United“. Wir wollen keine Hürden mehr!


Glaubenssache:
Tage voller Leben

Von Pfarrer Jens Holstein

Jens Holstein ist Pfarrer in der Ev. Klinikseelsorge in den Kliniken der Vitos Kurhessen.

Fritzlar ist im Ausnahmezustand. Der Hessentag dominiert alles. Die Zahl der Veranstaltungen und Aussteller ist unüberschaubar. Von der AOK bis zum Zissel in Kassel e.V. ist so gut wie alles vertreten. Besonders präsent scheinen Landfrauen und Karnevalisten.

Der Hessentag soll die Einheit und die Identität Hessens stärken. Das ist ein guter Grund zum Feiern. Die Veranstalter rechnen mit 500000 Besuchern. Aus allen Himmelsrichtungen kommen die Schaulustigen herbei. Es hat etwas von einer weltlichen Wallfahrt, wie die Menschen in diesen Tagen nach Fritzlar strömen.

Deshalb beteiligen sich auch die Kirchen aktiv an diesem Fest. Da sind besondere Angebote wie Blaulichtgottesdienst, Gottesdienste mit Gospelmusik, getanzte Feiern in der Kirche und vieles mehr. Aber es gibt auch Angebote der Stille. Die evangelische Kirche lädt ein zur Segnung für Alle, die katholische Kirche schafft Gelegenheit zu Gesprächen, Beichte und Segen.

Kirche und Glaube sollen bei diesem Fest sichtbar und vor allem erfahrbar werden. Die Kirchen öffnen auf besondere Weise in Fritzlar ihre Türen für viele unterschiedliche Menschen. Die Fülle des Lebens und des Glaubens hat darin ihren festen Platz.
Von daher kann der Hessentag auch eine Pilgerfahrt in diese Stadt mit seinen Kirchen und Gottesdiensten an besonderen Orten sein. Viele kirchliche Aktivitäten laden zur Begegnung mit Gott und seiner lebendigen Kirche ein.
Wer sich auf den Weg nach Fritzlar macht, sollte das bei diesem Großereignis im Blick haben und ist herzlich eingeladen.


18. Mai

Gedanken zum Sonntag:
,,Pfingsten, das liebliche Fest ist gekommen!"

Von Pfarrer Thomas Steinrücken

Thomas Steinrücken ist Pfarrer der kath. Gemeinden St. Michael, Bad Karlshafen-Trendelburg, und Hl. Geist, Wesertal.

Und dennoch: Auch bei so manchen Christen führt das Pfingstfest - im Gegensatz zu Weihnachten oder auch Ostern - ein Schattendasein. Mit Gott Vater und Gottes Sohn Jesus Christus kann man ja noch 'was anfangen...
aber was ist der Heilige Geist?

Vielleicht hilft es, nicht zu fragen ,,was ist der Hl. Geist?", sondern ,,wie ist er?". Die Bibel und auch frühe christliche Texte helfen uns zu einer Antwort: Da ist vom Geist des Beistands die Rede, vom Geist der Liebe und Zuwendung, vom Geist des Mutes und der Kraft, von ihm als Lehrer, der Glaube, Hoffnung und Vertrauen schenkt.

An Pfingsten vor 2000 Jahren kam der Hl. Geist mit großem Nachdruck auf die ersten Freundinnen und Freunde Jesu herab. An Pfingsten 2024 sind wir aufgefordert, uns 'mal zu fragen: ,,Wess' Geistes Kind bin ich?"

Ein gesegnetes, erfolgreiches Pfingstfest!


Glaubenssache:
Happy Birthday Kirche

Von Lektorin Anja Mueller-Opfermann

Anja Mueller-Opfermann ist Lektorin in der Ev. Kirchengemeinde Wolfhagen.

Als ich im letzten Jahr gefragt wurde, was ich an Pfingsten machen werde, antwortete ich ganz spontan: „Na, Geburtstag feiern. Die Kirche hat Geburtstag, das muss doch gefeiert werden.“ Natürlich erntete meine
Aussage unverständliche Blicke, aber warum eigentlich? Schließlich wäre Pfingsten kein Feiertag, wenn wir Christen das Geschehen in Jerusalem 50 Tage nach Ostern nicht feiern würden.

Nachdem Jesus auferstanden war und an Himmelfahrt die Erde wieder verlassen hatte, ließ er seine Freunde ängstlich, allein und ratlos zurück. Plötzlich kam ein Brausen, ein Sturm auf und Flammen erschienen über den Köpfen der Jünger. In der Bibel ist beschrieben, dass den Jüngern in diesem Moment der Heilige Geist wieder neuen Mut und Kraft gegeben hat. Sie waren so erfüllt, dass sie hinaus gehen konnten, um den Menschen von Jesus, seinem Leben und seiner Botschaft zu erzählen. Menschen aus den verschiedensten Ländern konnten die Jünger plötzlich verstehen. Die ersten Gemeinden wurden gegründet, Menschen wurden getauft und der Glaube in alle Welt weitergetragen.

Geht man davon aus, dass das erste Pfingstfest etwa im Jahr 30 nach Jesu Geburt stattfand, weiß man, wie viele Geburtstage die Kirche schon gefeiert hat. Von Anfang an war ein ständiger Wandel ihr Begleiter – schöne, aber auch viele schmerzhafte Veränderungen fanden statt. Menschen prägten die Kirche und auch jetzt, wo sich viele von ihr abwenden, ist sie da und steht weiter für alle offen, die sich Gemeinschaft wünschen, nach dem Sinn des Lebens fragen oder Trost und Hilfe brauchen. Ansprechpartner findet man besonders in der Diakonie mit ihren Beratungsstellen, bei den Pfarrerinnen und Pfarrern und bei den vielen Ehrenamtlichen in den Gemeinden.

Das alles ist ein Grund zu feiern: Mit Blumen, Kuchen, Kerzen und ganz vielen Gästen.

Happy Birthday Kirche!


11. Mai

Gedanken zum Sonntag:
Wie lieblich ist der Maien

Von Pfarrerin Renate Wollert

Renate Wollert ist Pfarrerin für die Kirchengemeinde Ehrsten.

Überall blüht es. Flieder, Weißdorn, Kastanien, dazu der Sonnenschein: ein Traum!

Seit wir es an Himmelfahrt im Gottesdienst gesungen haben, ist mir ein Lied im Sinn: „Wie lieblich ist der Maien“. Ja, jetzt ist Zeit zum Aufatmen, zum Hoffen, zum Genießen.

Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt: das Lied steht im Evangelischen Gesangbuch, denn es ist nicht nur ein Lob auf die Natur, sondern ein kleines Glaubensbekenntnis. Die Natur ist wunderschön – und das liegt an der Güte Gottes.

Das macht den Unterschied aus. Ich kann mich einfach daran freuen, dass die Tage länger werden, dass es im Garten wächst und gedeiht. Oder ich kann dabei dankbar sein, kann erkennen, dass alles, was lebt und webt, durch Gott geworden ist.

Ob ich diesen kleine Unterschied erkenne, das ist Gottes Geist zuzuschreiben.
So heißt es in der 3. Strophe des Liedes: Herr, lass die Sonne blicken ins finstre Herze mein, damit sichs möge schicken fröhlich im Geist zu sein.

Sicher, manches Finstere lässt sich nicht so einfach weglächeln. Und doch ist es gut, auf Gottes Geist zu vertrauen. Ich kann Gott bitten, mich aufatmen zu lassen und mein Herz zu berühren.

Fröhlich und dankbar zu sein, mit Sonne im Herzen: das wünsche ich mir und Ihnen in diesen Tagen!


Glaubenssache:
Da fehlen die Worte

Von Lektor Günter Schnellenpfeil

Günter Schnellenpfeil ist Lektor der Gemeinden Balhorn/Altenstädt in der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.

Wir kennen das, dein Gegenüber schleudert dir einen Satz entgegen. Du bist völlig perplex, da fehlen die Worte.

Wenn ein lieber Mensch von uns geht, fehlen uns auch die Worte. Wir stammeln: „Herzliches Beileid.“ Oder: „Herzliche Teilnahme.“ Die Wege Gottes können wir oft nicht verstehen, ergeben aus unserer Sicht keinen Sinn. Wir müssen den Abschied aushalten.

Wir kommen gerade von Christi Himmelfahrt her. Können kaum fassen, dass Jesus vom Tod auferstanden ist. Nun, vierzig Tage danach, entschwindet ER vor den Augen seiner Jünger (s. Apostelgesch. 1 v 3-11) in den Himmel. Das ist doch der zentrale Punkt unseres christlichen Glaubens. Der dreieinige Gott hat durch Jesu Kreuzestod u. Auferstehung den Tod, ein- für allemal, besiegt und uns eine neue ewige Heimat (Wohnung) bereitet. Ganz freiwillig -ohne jede Vorschrift- lässt er uns leben.

Zwei Dinge genügen dazu: Die Taufe und der Glaube an den Auferstandenen (s. Markus 16 v 16). Beides schenkt Gott. Wir bitten und beten um den Glauben an Jesus, der Mittler zu Gott. So haben wir die Chance auf ein Leben bei ihm. Daher ist für mich diese Osterbotschaft der zentrale Punkt jeder Beerdigung. Dann, wenn mir die Worte fehlen, braucht es diese Botschaft. Wir sind vom irdischen u. vergänglichen Lebensweg auf einem Weg zur ewigen Gottesgemeinschaft. Was für eine einmalige Chance. Da braucht´s klare Worte!


5. Mai



4. Mai

Gedanken zum Sonntag:
Hoffnung(s)Los?!

Von Pfarrer Christian Hoenemann

Christian Hoenemann ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Bad Karlshafen.

„So pessimistisch wie noch nie!“ So lautete letzte Woche die Überschrift eines Berichts zur aktuellen Trendstudie „Jugend in Deutschland“. Eigentlich sollten junge Menschen doch mit einer positiven Vision ins Leben starten: Idealistisch, offensiv, zupackend – zuversichtlich, es auf jeden Fall besser hinzukriegen als die „Alten“ (also alle jenseits der 30)! Stattdessen: Erschöpfung, Stress, Hilflosigkeit angesichts von Sorgen über Klimawandel, Krieg, Inflation und Altersarmut.

Mich macht das betroffen! Was kann daraus folgen? Parteien mit den einfachsten (schlechten) Antworten bekommen Zulauf, Egoismus triumphiert, der Einsatz für Gerechtigkeit, Demokratie, Klima usw. wird abebben, wenn es „eh nichts bringt“… – Kurz: Noch mehr Grund, besorgt zu sein.

Was gibt Hoffnung? – Die Studie zeigt mir, wie dringlich die Frage ist! Denn wenn wir es selbst nicht sagen können, wie wollen wir junge Menschen dann ermutigen?

Bei mir persönlich ist es der Glaube, dass Gott diese Welt noch nicht aufgegeben hat. Wir haben weiterhin Osterzeit: Jesus ist vom Tod auferstanden. Dank ihm geht noch was. Immer! – Und: Nein, das schreib ich nicht, weil ich das von Berufswegen ja sagen muss.
Was ist Ihre Antwort? Was sagen Sie Ihren Kindern, Enkeln usw.? Schreiben Sie es mir gern.


Glaubenssache:
Alles neu …

Von Diakon Alexander von Rüden

Alexander von Rüden ist Diakon in der katholischen Pfarrei St. Heimerad Naumburg - Volkmarsen - Wolfhagen.

… macht der Mai! So heißt es in einem bekannten Frühlingslied. Ich hoffe Sie hatten einen schönen Maifeiertag! – Und nun wird alles neu?
Im Blick auf diesen Mai 2024 gehen meine Gedanken gerade zur neuen „Groß-“ Pfarrei St. Heimerad hier im Wolfhager Land. Ihre Neugründung aus den bisherigen katholischen Gemeinden Wolfhagen, Naumburg (mit Bad Emstal) und Volkmarsen (mit Breuna) hatte der Fuldaer Bischof zum 1. Januar 2024 veranlasst. Kommenden Sonntag, am 5. Mai, soll sie nun mit einem feierlichen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche Naumburg und einem anschließenden Fest besiegelt werden, zu dem Sie alle herzlich eingeladen sind.

In den Sinn kommt mir auch die Einführung des neuen evangelischen Dekans des Kirchenkreises Hofgeismar-Wolfhagen, ebenfalls am 5. Mai.
Alles neu macht der Mai? Irgendwie scheint es so. Wenn man hinter die Kulissen schaut, ist das allerdings nicht nur mit schönen Frühlingsgefühlen behaftet. Da schwingt auch Schweres mit, Enttäuschung, Unsicherheit, wie es in Zukunft werden wird, mit welchen Veränderungen man klarkommen muss usw. Aber vielleicht ist auch Neugier geweckt: Welche Möglichkeiten eröffnen sich? Wo kann ich vielleicht neu meinen Platz finden? Welche Angebote und Ansätze warten auf mich?

Ja, im Mai bricht Neues an – und es liegt an jedem und jeder von uns, ob wir das auch als eine Chance wahrnehmen und nach vorne schauen. Halten wir uns vor Augen, wer unsere Gegenwart Wirklichkeit werden lässt. Da gibt nämlich Gott selbst die Antwort: „Seht, ich mache alles neu.“ (Offb 21,5) Er ist es, der immer wieder erneuert und Neues entstehen lässt. Seit der Himmelfahrt seines Sohnes Jesus Christus, die wir nächste Woche wieder feiern, sendet er seinen Heiligen Geist zu uns und wirkt in der Welt. Auch in uns! An uns ist es, ihm zu vertrauen, ein wenig von uns selbst wegzukommen und auf andere zuzugehen. Finden wir Offenheit für die Nächsten, die Welt und das Wirken Gottes. Er macht alles neu – auch im Mai!


27. April

Ich bin bei dir

Von Prädikant Günther Dreisbach

Kirchenrat Günther Dreisbach ist Prädikant in der Evangelischen Kirchengemeinde Wolfhagen.

Am kommenden Mittwoch beginnt Jan Friedrich Eisenberg seinen Dienst als Dekan im Kirchenkreis Hofgeismar-Wolfhagen. Am Sonntag Rogate, am 5. Mai, wird er in sein Amt eingeführt. Das ist ein Festtag für die Gemeinden von Arenborn im hohen Norden bis Altendorf im Süden, von Oedelsheim im Osten bis Viesebeck im Westen.

Wenn er am Mittwoch seinen Dienst beginnt, steht im Losungsbuch der Herrnhuter Brüdergemeinde, einer täglichen Glaubensration für die Christenheit, ein Wort aus dem Buch des Propheten Jeremia: »Ich bin bei dir, spricht der Herr, dass ich dir helfe.« Darauf wird sich der neue Dekan verlassen. Das wird ihm Kraft geben für alles, was in dem neuen Amt auf ihn zukommt. Manche werden sagen: Das ist ein schöner Zufall, dass das am ersten Diensttag des Dekans im Losungsbuch steht. Mag sein. Aber Albert Schweitzer hat einmal gesagt: »Zufall, das ist das Augenzwinkern des lieben Gottes.« Und ich kann mir vorstellen, dass Dekan Eisenberg das genau so sieht.

Und dann: Die Einführung ist am Sonntag Rogate. Auch das mag Zufall sein. Aber der Sonntag Rogate (»Betet!«) ist für die evangelischen Christen der Sonntag, an dem besonders an das Beten gedacht wird. Und da ist es eine schöne Aufgabe, sich vorzunehmen, den Dekan regelmäßig ins Gebet zu nehmen, was heißt: für ihn zu beten. Das und die Gewissheit, dass Gott ihm hilft, wird ihn zuversichtlich seinen Dienst tun lassen.

Übrigens: Der erste Diensttag ist der 1. Mai. Da kann man das in Escheberg entstandene Lied umdichten: »Der Dekan ist gekommen!« Und: Gott ist bei ihm, dass er ihm hilft. Was will er mehr?


20. April

Gedanken zum Sonntag:
Erst einmal zuhören

Von Pfarrer Martin Schöppe

Martin Schöppe ist Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Peter in Hofgeismar.

Die Texte der christlichen Bibel beschreiben die Person des Jesus von Nazareth als jemand, der zunächst zuhört, wenn er mit Menschen in Kontakt kommt. "Was willst du, dass ich dir tue?" Das ist oft seine Frage, um eine Begegnung zu eröffnen. Er möchte zunächst verstehen in welcher Situation ein Mensch ist und was ihn bewegt. So kann ein wirklich bereichernder Austausch stattfinden.

Dann erst beginnt das, was die Bibel als neues Leben oder auch Heilung des Menschen beschreibt. Im Mittelalter bringt der Gelehrte Thomas von Aquin eine wissenschaftliche Methode zur Perfektion, die ähnlich funktioniert. Bevor die eigenen Argumente vorgetragen werden, muss erst nachgewiesen werden, dass die Position des Dialogpartners richtig verstanden wurde. Dann erst wird die eigene Position vorgetragen und es kann zu einem Austausch kommen, der im besten Fall beide weiter und zu einem Ergebnis führt. 

Zuhören, um den anderen besser zu verstehen ist auch in der aktuellen Situation der Gesellschaft wichtig, damit Auseinandersetzung und Streit im demokratischen Ringen zu einem Ergebnis führen, das möglichst viele Menschen mitnimmt. Erst einmal zuhören, um den anderen und sich selber besser zu verstehen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von wirklicher Stärke. 

Gerade weil gelebte Demokratie keine Harmonieveranstaltung ist, braucht es diese Stärke. Gerade weil in unserer Gesellschaft und den menschlichen Beziehungen schon zu viel kaputt gegangen ist, wird es Zeit sich daran zu erinnern.


Glaubenssache:
Ruhe im Baum

Von Pfarrer Kai Michael Scheiding

Kai Michael Scheiding ist Pfarrer für das evangelische Kirchspiel Ehringen.

Es wird stiller in Feld und Flur: Laut einer Studie des NABU sind seit 1980 etwa 600 Millionen Singvögel in der EU verschwunden. Betroffen sind vor allem Arten in Feldern und Gärten. Ein Grund: weniger Insekten. Grund dafür wiederum sind effektivere Insektenvertilgungsmittel in der Landwirtschaft und: überpflegte Gärten.

Ein schöner Garten besteht nach althergebrachter Meinung oft aus Blumenrabatten, die zwar imposant, aber häufig ohne Nährwert sind; dazwischen sauber geharkte Erde, akkurat gestutzte Hecken und millimeterkurz getrimmtem Rasen. Wo es anders aussah, galt ein Grundstück als „verkommen“.

Aber ist diese Ästhetik noch zeitgemäß? Ist das „der schönen Gärten Zier“, die Paul Gerhardt einst in seinem Sommerlied besang? Der Wissenschafts-Journalist Dirk Steffens bezeichnet solche Rasenflächen als „degeneriert und ökologisch tot“. Dort kann nichts krabbeln, summen oder brummen. Und in der Folge in den Bäumen nichts singen, zwitschern und tirilieren.

Noch ist der „stille Frühling“ nicht Realität. Aber vielleicht ist es Zeit zum Umdenken; für eine neue, andere Garten-Ästhetik. „Der schönen Gärten Zier“ kann auch das pralle Leben in ihnen sein, das im Gras summt und brummt, im Laub des Vorherbstes raschelt und singende Vögel, die dort reichlich Nahrung finden und Nester bauen. Viele Kommunen haben (wenn auch aus Geldnot) schon reagiert und lassen im Sommer das Gras auf manchen öffentlichen Flächen hochwachsen. Schöpfungsbewahrung und weniger Arbeit in einem. Unsere Gärten sollen nicht verwildern! Aber eine gezähmte Wildnis hilft, dass es nicht still wird in ihnen.


13. April

Gedanken zum Sonntag:
„Richtet nicht, …“ 

Von Pfarrer Achim Wittenberg

Achim Wittenberg ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Hümme.

„… damit ihr nicht gerichtet werdet,“ ruft Jesus uns in der Bergpredigt zu. Diese Forderung erwächst aus einer Einsicht: Aller Schuld anderer Menschen liegen Bedürfnisse zugrunde, die auch ich teile. Luther macht aus Jesu Forderung die wohl machbarere „Trennung von Person und Werk“, d. h. „Gott liebt den Sünder, aber hasst die Sünde“. 

Oder wie es einer meiner Professoren im Studium formulierte: „Gott liebt den Menschen unabhängig von seinen Taten und Eigenschaften. Denn erst durch die Liebe Gottes kann der Mensch (positive) Eigenschaften entwickeln und Taten leisten.“ Das ist eine tiefe Grundwahrheit unseres Lebens: Nur wo wir uns geliebt und angenommen fühlen, sind wir in der Lage wirklich liebevoll zu handeln und unsere Fähigkeiten zu entfalten. Und es ist ein probates Mittel zum Umgang mit Konflikten, das ebenfalls von Jesus empfohlen wird. 

Nur wo mein Gegenüber wieder in ein entspanntes Vertrauen finden kann, wird es bereit sein, sich auf meine Sicht des Konflikts einzulassen. Um ein solches Vertrauen im Konflikt schenken zu können, brauche ich selbst eine große Geborgenheit, die ich persönlich nur durch regelmäßiges Gebet finde. Das ist sicherlich eine anspruchsvolle Aufgabe, aber eine, die sich lohnt.


Glaubenssache:
Der Ginkgo

Von Pfarrerin Kathrin Wittich-Jung

Kathrin Wittich-Jung ist Pfarrerin und Studienleiterin am Evangelischen Studienseminar Hofgeismar. (Foto:medio.tv/schauderna)

In unserem Garten steht ein Ginkgo-Baum.
Wahrscheinlich wurde er vor 20 oder 30 Jahren gepflanzt. Da haben wir noch nicht in dem Haus gewohnt. Ich freue mich immer wieder an diesem Baum.
Gerade gewachsen steht er da und spendet Schatten, wenn wir auf der Terrasse sitzen.
Er braucht im Frühjahr von allen Bäumen am längsten, bis seine Blätter sprießen. Zart und vorsichtig kommen die Blätter dann aus den Knospen.
Ein Ginkgo im Garten steht für Frieden und Freundschaft.

Er steht auch für Hoffnung:
Als 1945 die Atombombe über Hiroshima fällt, wird alles zerstört.
Auch der Ginkgo vor dem Kloster geht in Flammen auf. Alles Leben ist erloschen.
Da war keine Hoffnung, dass in dem atomar verseuchten Gebiet je wieder Leben sein würde.
Aber der Ginkgo trotzte dem. Elf Jahre später passierte ein kleines Wunder: Er trieb im Frühjahr wieder aus und neue Blätter kamen vorsichtig aus den Knospen. Das Leben hat gesiegt. Und neue Hoffnung hat Einzug gehalten. Trotz allem lebt er weiter und das lässt ihn für viele Menschen zu einem Symbol für Hoffnung werden.

Gerade in diesen Zeiten, in denen jeden Tag neue Nachrichten vom Krieg kommen, wo die eigene Zukunft vielleicht ungewiss ist, da brauche ich Hoffnung und einen Ort, an dem ich meine Sorgen ablegen kann. Im Glauben finde ich Hoffnung. Das heißt nämlich, mich nicht der Mutlosigkeit hinzugeben. Im Glauben finde ich die Kraft und den Mut, das Leben trotz allem anzugehen – auch wenn die Nachrichten erdrückend sind.

Und manchmal braucht es den Ginkgo im Garten, das nicht zu vergessen: „Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft.“ (Jeremia 31,17)


6. April

Gedanken zum Sonntag:
Kaum zu glauben?!

Von Pfarrer Sven Wollert

Sven Wollert ist Pfarrer für die Kirchengemeinden Meimbressen und Obermeiser-Westuffeln.

Doch! Über ihn wird gesprochen: Thomas. Unter den Jüngern von Jesus spielt er eigentlich eine etwas unrühmliche Rolle. Sie hätte das Zeug dazu, aus Thomas den peinlichen Verwandten zu machen, den man lieber verschweigt.

Denn Thomas ist kein Vorbild in Sachen Glauben. Alle erzählen ihm, dass sie den auferstandenen Jesus gesehen haben. Voller Begeisterung erzählen sie ihm nach Ostern von dem fast Unglaublichen. Und Thomas? Er glaubt es nicht. Nicht den Jüngern, nicht den Frauen, die am Grab waren.

Ein leeres Grab kann viele Gründe haben. Deshalb will Thomas Beweise, handfeste Beweise, um seine Zweifel zu überwinden: "Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben."

Warum erzählt die Bibel von ihm? Warum sprechen wir auch heute noch über Thomas?

Weil wir lieber wie die anderen Jünger wären: voller Glauben. Aber mindestens heimlich sind wir eher so wie Thomas. Der Zweifel nagt. Beweise sind rar. Die schriftlichen Zeugnisse sind alt. Die Geschichte der Bezeugung dieses Glaubens durch die Kirche ist voller Brüche.

Thomas hatte die Chance, seine Zweifel durch eine Begegnung mit dem Auferstandenen auszuräumen. Auch davon erzählt die Bibel. Sie will uns Mut machen, um zu vertrauen, um mit Thomas auch heute zu bezeugen: Der Herr ist auferstanden!


Glaubenssache:
Glaube und Zweifel

Von Prädikant Günther Dreisbach

Kirchenrat Günther Dreisbach ist Prädikant in der Evangelischen Kirchengemeinde Wolfhagen.

Mit dem heutigen Ostersamstag geht die erste Woche nach Ostern zu Ende. Viele haben die Weite gespürt, die zwischen dem Karsamstag und dem Ostersamstag liegt, österliche Weite. Von der Enttäuschung über den Tod Jesu an Karfreitag, die Freude über die Auferstehung an Ostern bis zum Zweifel, ob das wirklich passiert ist, das mit Jesus. Oder war es ein Hirngespinst?

Am Sonntag nach Ostern geht es in den evangelischen und in den katholischen Predigten um Glaube und Zweifel. Es lohnt sich, zum Gottesdienst zu gehen und mit zu zweifeln, mit zu denken, mit zu hoffen und vielleicht dann auch mit zu glauben. Denn natürlich war das alles andere als normal, das mit Jesus von Nazareth. Klar, wir haben Ostern gefeiert und damit deutlich gemacht: Es ist wahr! Jesus ist auferstanden! Aber nach der Freude am Ostersonntag und in der Woche danach bis zum Ostersamstag sind doch auch Zweifel hochgekommen.

Im Evangelium des Sonntags zweifelt Thomas. Und es ist sein gutes Recht. Er kann das alles nicht begreifen. Und schon bald hat er seinen Namen weg: Thomas, der Zweifler. Einfach glauben, das geht nicht. Er ist ein Praktiker. Er will sehen, ob der, der ihm da gegenübersteht, auch der ist, den er als Jesus kannte. Geduldig lässt Jesus den Test über sich ergehen. Und dann glaubt Thomas.

Bin ich wie Thomas? Ich weiß es nicht. Manchmal schon. Und dann denke ich darüber nach, dass Jesus zu Thomas sagt: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Vielleicht gibt mir ja die Predigt von morgen nähere Erkenntnisse. Am besten, Sie gehen zum Gottesdienst und testen es. Gesegneten Sonntag!


30. März

Glaubenssache:
Leben

Von Pfarrer Johannes Heicke

Johannes Heicke ist Pfarrer der Balhorner Selk-Gemeinde (Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde).

In unserem Garten steht ein knorriger alter Apfelbaum. Die kahlen, vergreisten Äste recken sich zum Himmel wie in einem letzten Todesseufzer. Da ist keine Lebendigkeit, keine Bewegung, kein Grün. Wenn ich nicht schon erlebt hätte, dass Laubbäume jedes Jahr so tot aussehen, würde ich es nicht glauben: Da gehen doch tatsächlich an diesem alten, knorrigen Baum die ersten zarten Knospen auf, die ersten grünen Blättchen zeigen sich, die ersten weißen Blüten fangen an, sich zu entfalten!

Jesus hängt am Kreuz. Die Arme weit ausgestreckt nach seinem letzten Todesseufzer. Da ist kein Leben mehr, wirklich überhaupt keins. Sie nehmen ihn ab und legen ihn ins Grab. Drei Tage liegt er da, komplett tot.

Und dann kommt der Ostermorgen: Er ist wieder da! Er zeigt sich seinen Jüngerinnen und Jüngern. Die können es nicht recht glauben: Wie soll denn ein Grab leer sein? Wie soll denn jemand aus dem Tod wiederkommen? Das hat es doch noch nie gegeben! Immer wieder schwanken sie zwischen Glauben und Zweifeln hin und her, obwohl sie ihn vor sich sehen, ja sogar berühren: Kann das wirklich wahr sein?

Bis heute schwanken wir Christenleute zwischen Glaube und Zweifel hin und her. Und das, obwohl wir die Knospen, ja sogar die Blüten und Früchte des starken Baums sehen können, den wir Kirche, Leib Christi, nennen: Zwei Milliarden Menschen auf der Erde gehören dazu, und ihre Zahl wächst stetig! Sie tun Gutes in aller Herr:innen Länder, engagieren sich gegen den Hunger und für den Frieden, gehen auf die Straße gegen Rassismus und Gewalt. Woher nehmen sie diese Kraft? Sie bekommen sie vom auferstandenen Herrn Jesus: Er lebt!


23. März

Glaubenssache:
Eine stille Woche

Von Lektorin Maryam Parikhahzarmehr

Foto von Lektorin Maryam Parikhahzarmehr Maryam Parikhahzarmehr ist Lektorin in der Kirchengemeinde Wolfhagen.

Nein, nicht weil es Schulferien gibt, nennt man die Woche, die morgen beginnt, die »stille Woche«. Alles soll ein bisschen ruhiger laufen. Am Freitag gibt es sogar einen freien Tag. Ein Geschenk an alle, die Tag für Tag arbeiten. Und aus Dankbarkeit dafür geht man dann zum Gottesdienst. Was aber ist der Grund für die Dankbarkeit?

Die christlichen Kirchen denken in dieser Woche an das Leiden und den Tod Jesu. Und auch wenn manche Arbeitnehmer diesen freien Tag als eine soziale Errungenschaft ansehen: das ist er natürlich nicht. Der Tod Jesu – eine soziale Errungenschaft? Wer das glaubt, hat irgendwie nicht verstanden, um was es geht. Ich finde es gut, dass bestimmte Dinge am Karfreitag einfach nicht sein dürfen: Tanzveranstaltungen und Sportveranstaltungen zum Beispiel. Das kann man doch einmal aushalten, allemal dann, wenn man die Jahre nach dem zählt, dessen Tod man an diesem Tag gedenkt.

Jesus ist das Zentrum dieser Woche. Um ihn dreht sich alles. In den Andachten und in den Gottesdiensten und in den Abendmahlsfeiern. Wir bedenken, was er aushalten musste und was ihm die Machthaber seiner Zeit angetan haben. Und auch dann, wenn am nächsten Samstag, dem Karsamstag, Grabesruhe herrscht. Nein: Das ist noch nicht der Ostersamstag; der ist erst eine Woche später. Ordnung muss sein.

Das wär’s doch: Eine Woche in aller Stille denken an Jesus, der für uns als Christen der Weg ist, den wir gehen sollen, die Wahrheit, die wir weitersagen sollen und das Leben, auf das wir uns freuen. Aber das feiern wir dann Ostern. Das ist jetzt noch nicht das Thema.


16. März

Gedanken zum Sonntag:
„Frühjahrsputz“

Von Pfarrerin Johanna Fischer

Johanna Fischer ist Pfarrerin und Studienleiterin im Evangelischen Studienseminar Hofgeismar.

Es geht los, hier und da wird schon der Lappen geschwungen, die Fenster geputzt, der Schrank ausgewischt, unnötiges aussortiert. Auch der Wintermantel darf langsam der Übergangsjacke weichen. 

Im Garten wurden trockene Äste geschnitten und Blumen gepflanzt. Der erste Kaffee auf der Terrasse ist getrunken, ein Plausch am Gartenzaun gehalten, in Gedanken schon Feste für den Sommer geplant.
Noch haben wir Passionszeit, Fastenzeit. Manche nutzen diese Zeit für einen Frühjahrsputz der Seele. Sich von altem Ballast befreien, eigene Erwartungen anschauen und entstauben, Prioritäten setzen und Visionen erschaffen.

Was wollen Sie loslassen? Welche Erwartungen entstauben Sie? Worauf freuen Sie sich besonders? Was ist Ihnen wichtig geworden? Worauf hoffen Sie?

In zwei Wochen ist Ostern. Da feiern wir das Fest der Auferstehung Jesu. Ein Ausblick, der mir Hoffnung schenkt. Hoffnung auf Begleitung von einem, der den Tod durchschritt und uns lebendig macht. Hoffnung auf eine schöne Zeit mit Familie und Freunden. Hoffnung darauf, dass die Farben wiederkommen, in der Natur und in unseren Herzen und Köpfen. Manchmal sogar ganz ohne unser Zutun.


Glaubenssache

Von Pfarrer i.R. Ulrich Trzeciok

„Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt …“. Gut, heute nimmt er dafür den Traktor, aber an der Sache hat sich nichts geändert. Das Ackerland muss bestellt werden, damit die Samenkörner ausgesät werden können. Wenn nicht, wenn Unwetterkatastrophen oder Krieg es verhindern, dann können keine neue Pflanzen wachsen und reifen, dann gibt es nichts zu ernten, dann gibt es Hunger.    Es ist gut, wenn die Traktoren jetzt nicht zu Demonstrationen auf den Straßen rollen, sondern auf den Äckern ihre Arbeit verrichten. Die eigentliche Arbeit freilich verrichten die Bauern und Bäuerinnen. Sie müssen von ihrer Arbeit existieren und leben können.

In einem Gleichniswort greift Jesus dieses Geschehen von Aussaat und Ernte auf, wenn er sagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh 12, 20ff).   Morgen, am 5. Sonntag in der Fastenzeit, wird es in der Liturgie der katholischen Kirche zu hören sein. Das verweist uns auf das Glaubensgeheimnis des Osterfestes: Das irdische Leben des Jesus von Nazaret sinkt in die Erde und stirbt – und ersteht zu einem neuen Leben als Jesus, der Christus. Er will auch uns in dieses neue Leben führen.

Bei denen, die ihm –bewusst oder unbewusst- auf diesem Weg folgen, sehen wir es ähnlich: bei Mahatma Gandhi. Gewaltlos ist er eingetreten für die Freiheit und Gerechtigkeit für sein indisches Volk. Oder bei dem Pastor Martin Luther King. Gewaltlos ist er aufgetreten gegen Rassenwahn und die Unterdrückung der „farbigen“ US-Amerikaner. Beide wurden ermordet, aber ihre Saat ist aufgegangen und hat gute Frucht gebracht. Wird es bei Alexej Nawalny in Russland auch so werden?

Ulrich Trzeciok ist Stadtpfarrer im Ruhestand und Geistlicher Rat aus Naumburg.


9. März

Gedanken zum Sonntag:
Wie geht’s dir wirklich?

Von Pfarrer Jonathan Bergau

Jonathan Bergau ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Oedelsheim und stellvertrender Dekan des Kirchenkreises.

„Na, wie geht's?“, fragt mich mein Nachbar. „Muss…“, sage ich und gehe schnell weiter. Ich möchte nichts erzählen von meiner dicken Erkältung. Von meiner Krankheit braucht der Nachbar nichts zu wissen. Ich möchte nichts preisgeben, möchte stark sein, alles selber schaffen. Dieses Bild möchte ich nach außen vermitteln.

Wäre es nicht schön, zu sagen was mir fehlt? Eigentlich möchte ich doch meine Verärgerung darüber auszudrücken, dass diese Krankheit mir jetzt so gar nicht in den Kram passt. Dann müsste ich aber vor meinem Nachbarn ehrlich sein. Kann ich einfach so zu ihm gehen? Erwartet er eine ehrliche Antwort von mir, wenn er fragt, wie es mir geht? Zu wem kann ich gehen?

Mir kommt ein Stück Bibel in den Sinn: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.“(Jes 53, 4) Das berichtet das Prophetenbuch Jesaja über den Knecht Gottes, der leidet. Im leidenden Gottesknecht sehe ich als Christ Jesus am Kreuz. Er führt mit vor Augen, dass nicht Stärke zählt. Nicht nur am Kreuz hält er das Leben aus. Auch in seinem Leben weicht er dem nicht aus, was dieses schwer macht. Jesus versteckt seinen Unmut über das Schwere in seinem Leiden nicht, am Kreuz schreit er sogar die Wut über sein Gott-verlassen-Sein heraus und begibt sich dann in Gottes Hände.

Darf ich also auch meine Schwäche zugeben – sogar vor meinem Nachbarn?

Bleiben Sie behütet Ihr Pfarrer Jonathan Bergau


Glaubenssache:
Danke fürs Vergessen

Von Pfarrer Martin Jung

Martin Jung ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Wolfhagen.

Sie denkt an alles. Sie hat alles Blick. Im Büro, in der Familie, in der Freizeit – sie weiß ganz genau, wann was wo sein muss. Sie hat Listen, führt den Familienkalender und kleine Klebezettel erinnern sie an die wichtigsten Dinge. Doch jetzt ist es passiert. Sie hat ihre Freundin vergessen. Vor zwei Monaten hatten sie einen Termin zum Pizzaessen ausgemacht. Und sie wollte die Uhrzeit eintragen. Aber dann ging das im Stress des Alltags irgendwie verloren. Sie lag im Bett und ihre Freundin saß allein beim Italiener. Das Handy war aus und am Morgen kam das böse Erwachen: „Wo bist du?“, drei Anrufe in Abwesenheit. Und dann die Nachricht „Ich gehe jetzt heim. Danke fürs Vergessen.“

Fehler passieren. Die Welt und unser Leben sind komplex. Wir haben unglaubliche Möglichkeiten unsere Lebenszeit zu füllen. Die Erwartungen im Beruf und Privatleben sind hoch. Termine und Absprachen vergessen, ist vorprogrammiert. Ich kann gar nicht alles schaffen und denke doch oft, ich könnte es. Und oft genug erwartete ich das auch von anderen. Wenn denen dann Fehler passieren, bin hart und unbarmherzig. Sie sind es ja schließlich auch mit mir. Ein Teufelskreis. Jesus sagte einmal: „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.“ Wer so lebt, der weiß: Vergessen und Vergessenwerden gehört zum Leben mit dazu. Fehler werden gemacht und müssen auch angesprochen werden, aber was kommt dann? Jesus sagt: Barmherzig sein. Es gut sein lassen. Vergeben und vergessen. Das bringt viel mehr. Das führt uns weiter, weiter in eine Welt mit mehr Herz und Liebe. So wie sie Gott sich gedacht hat. Dann klappt´s auch nochmal mit der Pizza.


2. März

Gedanken zum Sonntag:
Es gibt so viel, was man nicht muss

Von Pfarrer Simon Diederich

Simon Diederich ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Reinhardshagen.

„Es gibt so viel, was man nicht muss.“ Ein Satz, der mich angesprochen hat. Ein Buchtitel, der für mich inmitten all der Bücher, die mir sagen, was ich alles muss, wohltuend anders klingt. Inmitten all der „101 Sachen, die du tun musst, bevor du stirbst“- Literatur. Die Vorstellung meinem Leben einen tieferen Sinn zu geben, indem ich jene 101 Biersorten trinke, die der Autor empfiehlt, oder jene recht beliebig ausgewählten 1001 Orte besuche, von denen der Autor mir weismachen will, dass mein Leben ohne einen Besuch dort sinnlos gewesen sei, schien mir schon immer etwas seltsam.

Tomas Sjödin, der schwedische Theologe und Autor der genannten Kolumnensammlung, versteckt hinter seinem Titel keine weitete Sammlung von „Du musst“-Sätzen. Ganz im Gegenteil.

Er legt in seinen Kolumnen dar, dass es gerade die Entzauberung und Vernichtung von vielen dieser „Du musst“- Sätzen ist, die uns wirklich guttut.

Es sind gerade die Situationen, in denen ich aufhöre, mich zusammenzureißen, in denen ich die Zügel aus der Hand gebe, es aufgebe all dem vermeintlichen Müssen nachzukommen, die einen wirklich voranbringen. Raum schaffen für Veränderung. Für Hilfe.
Raum für Gott und Raum für andere Menschen.


 24. Februar

Gedanken zum Sonntag:
Mit Liebe gemacht…!

Von Gemeindereferent Peter Happel

Vor einigen Wochen habe ich eine selbstgemachte Mütze geschenkt bekommen. Meine Mutter überreichte sie mir mit den Worten: „Ich hoffe, dass du damit gut durch den Winter kommst“. Ich spürte, alles war mit Liebe gemacht und ausgesucht. 

Mit Liebe gemacht war auch die Ausgabe des „Kirchenfensters“ für die Monate Dezember und Januar der evangelischen Stadtkirchengemeinde in Hofgeismar. Der Titel greift die Jahreslosung auf und hat mich nachdenken lassen über die vielen Kleinigkeiten, die Menschen, oft ungefragt, für mich erledigen. 

Der Nachbar, der meine Tonne mit raustellt, weil ich es mal wieder vergessen habe. Oder wenn jemand für mich den Weg von Eis und Schnee freihält. Ohne diese Hilfen wäre mein Alltag wesentlich schwieriger. Ich will in den nächsten Tagen meinen Blick auf diese scheinbaren Kleinigkeiten richten und mich darüber freuen. Gehen sie doch mit mir auf Entdeckungsreise und kommen den kleinen Dingen des Alltags auf die Spur, für die Sie dankbar sind! Vermutlich werde ich nicht alle Aufgaben mit Liebe erledigen, die in der neuen Arbeitswoche anstehen aber versuchen kann ich es!

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag!

Peter Happel ist Gemeindereferent der katholischen Kirchengemeinde St. Peter in Hofgeismar.


Glaubenssache:
Wie geht Frieden?

Von Pfarrerin Katharina Ufholz

Katharina Ufholz ist Pfarrerin im evangelischen Kirchspiel Wolfhagen.

Ein Mann ging im Park spazieren. Da sah er, wie ein paar Kinder mit Stöcken aufeinander einschlugen. „Hört sofort auf!“, fuhr er dazwischen. Die Kinder versicherten ihm, dass sie doch nur spielten. Auf die Frage, was das für ein Spiel sei, bekam er zur Antwort: „Wir spielen Krieg.“ Energisch sagte der Mann: „Krieg, Krieg – ihr solltet lieber Frieden spielen!“ Die Kinder stutzten und legten die Stöcke beiseite. Als der Mann weiterging, folgte ihm einer der Jungen, zupfte an seinem Ärmel und blickte ihn fragend an: „Wie spielt man denn Frieden?“

Mit dieser Frage endet die Geschichte. Schade, denke ich mir. Ich hätte zu gerne gewusst, was die Antwort des Mannes gewesen wäre. Aber das offene Ende regt zum Nachdenken an.
In der Bibel sagt Jesus: „Selig sind, die Frieden stiften…“ In diesem Satz wird deutlich: Frieden muss mehr sein als nur die Abwesenheit von Krieg. Frieden darf nichts Unkonkretes bleiben, er muss mit Inhalt gefüllt sein. Frieden muss gelernt und gemacht werden.

Der wichtigste Lernort ist sicher das Zuhause. Im besten Fall bekommen Kinder hier vorgelebt, wie man streitet und sich wieder verträgt, wie man Empathie und Mitgefühl zeigt. In Kindergärten und Schulen gibt es pädagogische Programme, die Kindern „Handwerkszeug“ für einen friedlichen Umgang miteinander auf den Weg geben. All das ist wichtiger denn je.

Heute jährt sich der Kriegsbeginn in der Ukraine zum zweiten Mal. 731 Tage Krieg sind 731 Tage zu viel! Wie dringend brauchen wir hier und in all den anderen Kriegen und gewaltsamen Konflikten eine Antwort auf die Frage: Wie geht Frieden?


 17. Februar

Gedanken zum Sonntag:
Das Größte? – Die Liebe!

Von Pfarrerin Dr. Gabriele Kölling

Dr. Gabriele Kölling ist Pfarrerin im evangelischen Kirchspiel Stadtkirchengemeinde Hofgeismar.

Der 14. Februar ist Valentinstag. Schon im Jahr 496 wurde er in der katholischen Kirche als Gedenktag des heiligen Valentin in den Kalender aufgenommen und 1969 wieder gestrichen. 

Warum, weiß ich nicht. Auch nicht, ob es diesen Valentin überhaupt gab. Da gehen die Meinungen auseinander. Diejenigen, die behaupten, dass er gelebt hat, erzählen sich, dass er Menschen getraut hätte, denen das Heiraten verboten war. Dass die evangelische Kirche den Valentinstag für sich entdeckt, ist eher neu. 

Am 14. Februar laden wir Paare zu Gottesdiensten ein und segnen sie. Verheiratete, liierte, jung Verliebte und Paare mit einer längeren Liebesgeschichte. Warum? Weil es ein großes Glück ist, einen Menschen zu finden, den man liebt und mit dem man das Leben teilen kann. Das ist nicht selbstverständlich und machbar sowieso nicht. Es ist ein Geschenk, zum Freuen und zum Hegen und Pflegen. Gottes Geschenk. Am Valentinstag haben wir in der vergangenen Woche Paare in die Brunnenkirche eingeladen. Wir haben ihnen die Hände aufgelegt und gesagt: „Gott segnet und beschützt eure Liebe. Vertraut ihm!“ 

Falls Sie den Valentinstag in diesem Jahr verpasst haben, denken Sie dran: das gilt auch für Sie. Feiern Sie Ihre Liebe, immer wieder! Es gibt nichts Größeres.


Glaubenssache:
Geiersbach geht

Von Ursula Muth

Ursula Muth ist Mitarbeiterin in der Evangelischen Kirchengemeinde Wolfhagen.

Haben Sie „Soziale Energie“? Klar! Haben Sie!

Du raffst dich abends - leicht erschöpft - noch einmal auf, zu einer Chorprobe, einem Kinobesuch, … und kommst dann aber munter wieder zurück. Das nennt der Soziologe Hartmut Rosa „Soziale Energie“. Diese Energie müsse man nicht erst irgendwo tanken und die verliere man auch nicht bei gewissen Aktivitäten. Sie kommt aus diesen Aktivitäten selbst. Unser Kirchenmusiker Bernd Geiersbach wird an diesem Sonntag verabschiedet. Wie viel Lebensenergie mag er in seinen 36 Dienstjahren aktiviert haben? Allein das unglaubliche Finale in der Weihnachtszeit dieses Jahres mit 411 Beteiligten und tausenden Gästen hat diese Lebensenergie, die in uns allen steckt, vielfach wachwerden lassen. Allein der Gedanke an die Szene, in der von allen Seiten Engel zwischen drei und 70 Jahren in weiß strahlenden Gewändern zur Krippe vorn in der Kirche flatterten, erheitert mich noch heute.

Es sind die „guten Mächte“, die uns treu und still umgeben. Sie stecken in den Erfahrungen von Musik, Literatur und Gemeinschaft, die viele von uns seit der Kindheit in Familie und Kirchengemeinde prägen. Längst ist erwiesen, wie gesund Singen ist – vor allem im Chor. „Soziale Energie“ sei eben „keine individuelle Ressource, sondern eine kollektive Kraft“, so Hartmut Rosa. Sie entstehe direkt in ihrer Verausgabung.  Ob diese „Soziale Energie“ auch mit „Heiliger Geist“ zu übersetzen ist?

Wir brauchen die Kirchenmusik, wir brauchen das Singen, die Literatur und die Gemeinschaft. Ich finde das in Gottesdiensten – und im anschließenden Gespräch, von klein auf.


10. Februar

Gedanken zum Sonntag:
Gute Freunde

Von Vikar Philipp Rennert 

Philipp Rennert ist Vikar in der evangelischen Stadtkirchengemeinde Hofgeismar.

„… kann niemand trennen. Gute Freunde sind nie allein.“ So sang der erst kürzlich verstorbene Franz Beckenbauer, der Kaiser, im Kreise seiner Freunde und Mitspieler.

Gute Freunde sind nie allein, trotz schwerer Zeiten. Danach sind sie im besten Fall immer noch füreinander da. Wir Christen begehen diese Woche als Vorbereitung auf die anstehende Passions- und Fastenzeit. Eine Zeit, in der sich das Leben Jesu und seiner Anhänger zuspitzt: Er zieht mit ihnen in Jerusalem ein. Es gibt Auseinandersetzungen auf dem Markt und im Tempel. Die Menschen sind verunsichert. Jesus ahnt sein Schicksal: Er wird denunziert, verklagt, zum Tode verurteilt. Freund Petrus wird ihn verleugnen. Trotzdem geht Jesus auf schwere Zeiten zu, ohne die Flucht zu ergreifen. Jesus, kein Kaiser, für manche aber ein König, spielt mit. Er vergibt allen, auch dem Freund. 

An manchen Momenten weiß ich, da steht mir noch was bevor! Life goes on, auch in Erwartung einer eigenen schweren Phase, die ich durchlaufen muss. Herausfordernde Zeiten sind eine Bewährungsprobe für Freunde. Bin ich allein? Nein. Ich glaube, ich bin es nicht. Ob ich über meine Sorgen singe oder spreche, es kommt jemand und wird mit mir die Worte teilen. Es ist Zeit für gute Freunde.


Glaubenssache:
Hörst du nicht die Glocken?

Von Pfarrer Karl-Alfred Dautermann

Karl-Alfred Dautermann ist Pastor der Freien evangelischen Gemeinde in Wolfhagen-Ippinghausen und Bad Arolsen.

An Silvester las ich in meinem Andachtsbuch: „Um Mitternacht werden in vielen Kirchen die Glocken läuten. Ob man es hören kann, wenn die Silvesterraketen mit Pfeifen und Knallen in den Himmel steigen? Doch die Glocken werden klingen und dem Übergang vom alten zum neuen Jahr eine Grundmelodie geben: In Höhen und in Tiefen sind wir von Gott begleitet.“

Das hat mich gepackt und neugierig gemacht. Die schwerste Glocke Deutschlands ist mit 24 Tonnen der „Dicke Pitter“ vom Kölner Dom, wow. Für den Aufzug der 3,22 m breiten Glocke musste 1924 das Portal des Doms ausgebaut werden. Ein „LKW“ im Glockenturm! - Die älteste Glocke hängt in Bad Hersfeld und ist fast tausend Jahre alt. - Las ich doch auch, dass viele Glocken eine Inschrift tragen: O Land, Land höre des Herrn Wort. (Jeremia 29,22) Das wär´ doch mal was, mit jedem Glockenschlag dringt die Liebe Gottes in unsere Herzen und wird von uns weitergetragen. Dann sähe unsere Welt aber anders aus.

Hörst du nicht die Glocken? Wann haben sie das letzte Mal die Glocken vom Kirchturm bewusst gehört? Als Zeitgeber haben sie ja längst ihre Bedeutung verloren. Aber als Boten der Liebe und des Trostes Gottes aus der Höhe, da taugen sie immer noch, egal was wir Menschen tief unter ihnen anstellen und uns ausdenken. Denn die Grundmelodie bleibt: In Höhen und in Tiefen sind wir von Gott begleitet. Verlassen sie sich drauf! Und hören sie auf sein Wort, morgen wieder im Gottesdienst!


 3. Februar

Gedanken zum Sonntag:
Wo ist Liebe in der Welt?!

Von Pfarrer i.R. Karl Christian Kerkmann

Karl Christian Kerkmann ist Pfarrer im Ruhestand. (Foto: Blofield)

Bei dem Wort Liebe denke ich an das Bibelwort:
Gott ist Liebe - und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm!
Wo ist Liebe in der Welt?  Viele sagen: Liebe, ja… schon…,  aber: schau da,  schau da … Gegeneinander statt Miteinander, Verurteilung, Hass, Krieg, Lieb-Losigkeit in allen Varianten „Liebe, ja … aber“! Das möchte ich  mal „Aber-Glauben“ nennen!!

Denn: wenn wir nur darauf schauen, auf dieses Aber, dann werden wir abgelenkt von unserer Bestimmung  als Christen: nämlich Liebe zu sein – Ausdruck der Liebe Gottes in dieser Welt!! Als bewussten Gegenpart in dieser vielfach so lieb-losen Welt. Das ist unsere große und wunderbare  Aufgabe!!
Ganz konkret wird das in einem Lied beschrieben:
Singt von Liebe in der Welt dort, wo Menschen hassen,
wo auf Macht, Besitz und Geld alle sich verlassen,
wollen wir in allem Tun uns auf Christus gründen.
Singt von Liebe in der Welt, lasst von ihr uns künden!

In einem Lied des Gospelchores Hofgeismar, wo ich sehr gerne mitsinge, heißt es:
Brücken bauen dort, wo Gräben sind.
Hände reichen nach dem langen Streit.
Hoffnung säen, bis der Friede blüht.
Augen öffnen, Gott im Andern sehn …

Und darum gilt: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, wie es die Jahreslosung 2024 sagt.


Glaubenssache:
Unmögliches vor dem Frühstück

Von Pfarrerin Isabell Paul

Isabell Paul ist Pfarrerin im evangelischen Kirchspiel Istha-Altenhasungen für die Kirchengemeinden Istha und Bründersen

„Etwas Unmögliches kann man nicht glauben“, sagt Alice.

„Du wirst darin eben noch nicht die rechte Übung haben.
Zuzeiten habe ich vor dem Frühstück bereits bis zu sechs unmögliche Dinge geglaubt.“, sagt da die Königin zu Alice im Wunderland in Lewis Carrolls Roman.

Und weil ich vielleicht auch noch nicht die rechte Übung habe, hier mein Versuch.
Was könnten heute noch alles für Wunder geschehen?
Es könnte doch sein…
… Du triffst schon ein Schneeglöckchen, das Dir sagt: Es wird nicht für immer Winter sein.
… die Wolken am Himmel melden sich für einen ganzen Tag krank und die Sonne kommt gar nicht mehr raus aus dem Strahlen.
… einer verschenkt heute warmes Essen und es reicht für viele mehr als gedacht.
… die Diagnose lautet: Gesund!
… Oma winkt einmal kurz aus dem Himmel, nur damit Du weißt, alles ist gut.
… eine beginnt zu sehen, dass es großartig ist, dass er so anders ist als sie und andere machen mit.

An unmögliche Dinge zu glauben, macht mir Hoffnung für die Welt, in der wir leben. So lässt sich die Welt – und ja auch mein Leben – aus einer anderen Perspektive betrachten. Es könnte doch sein, dass heute etwas Positives geschieht und vielleicht wirkt schon diese Haltung Wunder. Ich jedenfalls glaube, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt, als wir sehen und begreifen können. Eine Kraft – ich nenne sie Gott – die mir in dieser Welt das Vertrauen schenkt, dass es hier nicht aussichtslos ist. Egal, ob du da mitgehen kannst oder nicht, ich finde, es kann doch nichts schaden darauf zu hoffen, dass heute noch ein Wunder geschieht.
Also: An welche unmöglichen Dinge glaubst Du heute?


27. Januar

Gedanken zum Sonntag:
Worte und Wörter

Von Pfarrer Andreas Schreiner

Andreas Schreiner ist katholischer Pfarrer in Immenhausen, Vellmar, Ihringshausen und Reinhardshagen

Wir Menschen reden und erzählen gern, wir lesen und hören gern anderen zu. Zu alten Zeiten war das direkt gesprochene Wort die einzige Form der Kommunikation, aber Zeitungen gibt es seit Jahrhunderten, Talkshows im Fernsehen sind seit vielen Jahren eine Garantie für feste Einschaltquoten., seit es die sozialen Medien gibt, kommen da auch Podcasts dazu oder die Tweets auf X (vormals Twitter), WhatsApp und Facebook und so weiter.

Worte strömen täglich zu zehntausenden auf uns ein, werden dabei von Worten zu bloßen Wörtern, die wir gelernt haben bewußt oder unbewußt zu überhören. Dabei haben können Worte mächtig sein. Sie beeinflussen unsere Gefühle, ändern unser Denken und bestimmen unser Handeln. Manche Worte sind besonders.

Gottes Wort wird uns überliefert in der Bibel. Seit über 40 Jahren gibt es den ökumenischen Bibelsonntag am letzten Sonntag im Januar, seit einiger Zeitmzusammen mit den katholischen Sonntag des Wortes Gottes. „Gottes Geschöpf - Geschenk und Verantwortung“ ist in diesem Jahr das Leitwort.

Gottes Wort in der Heiligen Schrift verbindet alle Christen auf der ganzen Welt. Lassen wir es in der Wörterinflation nicht untergehen.


Glaubenssache:
Warten

Von Lektor Günter Schnellenpfeil

Günter Schnellenpfeil ist Lektor der Gemeinden Balhorn/Altenstädt in der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.

Worauf wartest du? Auf die baldige Beendigung der Kriege im nahen Osten und der Ukraine? Oder ganz banal: auf Möbel oder auf eine Paketlieferung?

Ganz anders ergeht es Simeon, einem alten u. erfahrenen Christen, der auf die Zusage Gottes wartet. Dieser hatte ihm versprochen, dass er den angekündigten Heiland und Erretter Israels, mit den eignen Augen sehen würde, bevor er sterben werde. Nun da er oft in den Tempel geht, begegnet er eines Tages auch Josef & Maria mit dem Jesuskind.

 Simeon erkennt sofort in diesem Kind, den von Gott angekündigten Messias. Mit den Augen des Glaubens sieht er den weiteren Weg von diesem Kind Jesus: Er heilt Lahme u. Blinde. Menschen erfahren Vergebung u. neues Leben. Das Gewaltigste aber bleibt, dass dieser Jesus für dich und mich, sich ans Kreuz schlagen lässt. Nach drei Tagen hat er den Tod besiegt, damit wir die Chance haben, ewig bei ihm zu leben. 

Simeon kann gar nicht anders, als das bekannte Loblied anzustimmen: Herre, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, … (Lk.2, s. ab v 25 ff). Hier spürt Simeon wirklichen Halt und Geborgenheit. Er spürt, dass das Warten auf die Zusage Gottes gelohnt hat. Du merkst, dass Warten kann sehr unterschiedlich sein. Wir dürfen wie einst Simeon auf Jesus schauen, den nun erhöhten u. mächtigen Herrn. Ihm unser Herz öffnen und ihn bitten, heilsam in unserem Leben und in der Welt zu wirken.


20. Januar

Gedanken zum Sonntag:
Liebe die keinen Spaß macht 

Von Arno Backhaus

Arno Backhaus ist christlicher Liedermacher und Autor aus Meimbressen.

Für 2024 lautet die Jahreslosung in unseren Kirchen "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe".  Wussten Sie, dass es eine Steigerung von Liebe gibt? Jesus sagt in Joh. 15 „Niemand hat eine größere Liebe, als der der sein Leben für seine Freunde hingibt.“, d.h. aber, es gibt auch eine niedrigere Liebe. 

Das alles kann Liebe sein in unterschiedlicher Intensität und Steigerung: Wenn ich einer älteren Dame die Türe im Laden aufhalte; wenn ich einen Behinderten über eine stark befahrene Straße verhelfe; wenn ich 1000 € spende für Amnesty International; wenn ich Zeit investiere für ein Ehepaar, die Konflikte miteinander haben; wenn ich jemanden wochenlang helfe beim Umbau seines Hauses; wenn ich ehrenamtlich mich bei der Tafel engagiere; wenn ich meiner Frau im sexuellen Bereich näherkomme. 

Die größte Liebe, sagt Jesus, ist, wenn ich mein Leben riskiere, z.B. in dem ich versuche jemand zu retten der im Eis eingebrochen und am Ertrinken ist. Die macht aber doch keinen Spaß. Mutter Teresa hatte doch, als sie noch lebte, keinen Spaß, als sie in den Slums von Kalkutta sterbende Menschen versorgte? Auch Jesus hatte keinen Spaß, als er vor lauter Liebe für uns am Kreuz gestorben ist. Liebe hat ein Ziel, ist Aktion, nicht Reaktion, kein Ergebnis und Verdienst. Liebe kann schwierig sein. 

Ich wünsche Ihnen im neuen Jahr die Kraft „von oben“, wenn sie gegen ihre Gefühle trotzdem lieben…


 13. Januar

Gedanken zum Sonntag

Von Pfarrer Andreas Kölling

Andreas Kölling ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Hofgeismar-Gesundbrunnen.

Am 7. Januar ist Franz Beckenbauer gestorben. Damit ist vielleicht der größte des deutschen Fußballs von uns gegangen. Wir wissen heute auch um seine Fehler. Dennoch ist da noch genug, dass wir bewundern und zu dem wir aufschauen können. 

Wir normalen Menschen scheinen da irgendwie zu schrumpfen. Der „Kaiser“ zeigt uns unser Normalmaß. Das haben schon früher die Mitspieler in seiner Mannschaft so empfunden. - Doch es gibt auch das Gemeinsame, was jeden von uns mit Franz Beckenbauer verbindet: Er wuchs wie viele in einem Arbeiterviertel auf. Er hat gezeigt, wie wichtig Fleiß und Ehrgeiz sind, auch wenn man noch so talentiert ist. Darin ist er ein Vorbild. 

Ein Vorbild kann er uns auch sein in seinem Glauben an Gott. Gott und Kirchgang waren für ihn selbstverständlich. Und einmal hat er auch erklärt: „Ich bete jeden Tag das Vaterunser. Es hilft mir, die täglichen Herausforderungen zu bewältigen und für meine Familie da zu sein. Es ist für mich das Gebet der Gebete, es gibt mir Kraft und Stärke.“ Das auch ein „Kaiser“ die Hände gefaltet und sich vor Gott gebeugt hat, finde ich sehr sympathisch. Er hat Gott um Kraft und Stärke gebeten. Und mit Blick auf sein Lebenswerk können wir wohl sagen: Franz Beckenbauer hat sie auch bekommen.


Glaubenssache:
Widerständige Nachfolge

Von Pfarrer Lars Bachmann

Lars Bachmann ist Schulpfarrer an der Herwig-Blankertz-Schule in Wolfhagen.

Was haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, in den vergangenen 10 Jahren erlebt und getan? – Was sind schon 10 Jahre, mögen Sie vielleicht fragen? Eine lange Zeit im Leben eines jeden Menschen, so schreibt es der Theologe Dietrich Bonhoeffer vor 80 Jahren an Freunde. Im Rückblick fragt er sich, ob es verlorene, unaufgefüllte, leere Zeit war. In seinem immer noch lesenswerten Buch „Widerstand und Ergebung“ legt er Rechenschaft darüber ab, dass es keine verlorene Zeit war, auch wenn Vieles, Unermessliches verloren gegangen ist.

Es ist zwar für ihn eine Gnade vergessen zu können. Aber vor allem das Gedächtnis, das Wiederholen empfangener Lehren befähigen seiner Meinung nach zu einem verantwortlichen Leben im Angesicht der Maskerade des Bösen, die nicht nur unsere bequemen Gewohnheiten sondern auch ethische Begriffe durcheinander wirbelt.

In solchen Zeiten konnte er sogar für sich formulieren: „Ich glaube, dass mir nichts Sinnloses widerfährt und dass es für uns alle gut so ist, wenn es auch unseren Wünschen zuwiderläuft. Ich sehe in meinem gegenwärtigen Dasein eine Aufgabe und hoffe nur, dass ich sie erfülle. Von dem großen Ziel her gesehen sind alle Entbehrungen und versagten Wünsche geringfügig.“

Von diesem Geist der widerständigen Nachfolge brauchen wir mehr in Tagen wie diesen! Wir brauchen Widerstand, wo Leben und Freiheit bedroht werden, und Ergebung in die Nachfolge Christi, der uns auf den Weg der teuren Liebe stellt. Das können wir, weil gilt: Wir sind „von guten Mächten treu und still umgeben behütet und getröstet wunderbar“.


6. Januar 2024

Gedanken zum Sonntag:
All You need is love?

Von Pfarrer Markus Schnepel

Markus Schnepel ist Pfarrer im evangelischen Kirchspiel Stadtkirchengemeinde Hofgeismar.

"Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!", heißt der Spruch aus der Bibel, der viele Menschen in diesem Jahr 2024 begleitet. Noch bin ich erfüllt von schönen und sehr gut besuchten Gottesdiensten an Weihnachten und zum Jahreswechsel. Mit dem Schwung geht das gut.  Und so sollte es ja auch sein. Da sind wir uns sicher alle einig. Aber ist das im Alltag nicht nur ein frommer Wunsch? 

Mir selber gelingt das mal besser, mal schlechter. Ich rufe eine ältere Freundin an, die sich riesig freut, dass ich mal wieder zum Tee vorbeikommen möchte. Gut gemacht! Ich schnauze den Mitarbeiter einer Hotline an, weil ich einfach die Geduld verliere, da niemand sich um mein Anliegen kümmern möchte. Das war lieblos. 

Gut, dass es in der Bibel nicht einfach darum geht, dass ich ein bisschen lieber sein soll, 2024. Das würde wohl zu den Vorsätzen gehören, die sich in wenigen Wochen wieder erledigt haben. Gott liebt uns so sehr, dass er an Weihnachten ein kleines Menschenkind wurde und direkt an unserer Seite ist. Wenn ich dem vertraue, zieht die Liebe in mein Leben ein. Dann kann ich lieben und auch verzeihen. Auch mir selbst. 

Das wird uns helfen im neuen Jahr. Im Kleinen und im Großen. So wünsche ich Ihnen ein liebevolles Jahr 2024!


Glaubenssache:
Alles in Liebe

Von Pröpstin Wienold-Hocke 

Katrin Wienold-Hocke ist Pröpstin des Sprengels Kassel.

Alles wird besser, wenn es mit Liebe geschieht. Wenn ich sanft geweckt werde und gnädig in den Spiegel schaue, ist der Tag mein Freund. Der Kaffee ist ein Genuss, und es interessiert mich wirklich, wie es der Kollegin am Morgen geht. Liebe im Alltag bringt das Beste zum Vorschein, in den Menschen und in den Dingen.

"Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen" - mit dieser Losung kann das Jahr 2024 gut losgehen. "Sei liebevoll, und sei liebevoll auch zu dir selbst." Achtsam, freundlich und zugewandt sein kostet kein Geld und oft nicht einmal mehr Zeit, aber es verträgt keinen Druck. Und die Liste der Aufgaben und Vorsätze ist lang.

Der Bibelvers für 2024 stellt eine Frage an den Kalender. Kann ich alles das, was ich mir vornehme, wirklich in Liebe tun? Oder muss ich Termine streichen, wenn ich zugewandt sein will? Weniger ist mehr, wenn die Dinge in Liebe geschehen sollen. Für Viele, besonders für Frauen in Familienverantwortung, ist die Überlastung ein alltägliches Problem, das sie allein nicht lösen können. Sie brauchen helfende Hände, damit sie nicht ausbrennen.

Die Liebe zu den Dingen des Alltags gehört nicht auf die To-Do-Liste. Liebevoll sein kann ich ein-üben, aber ich kann es nicht erledigen. Die Liebe ist eine Kraft, die vom Geben und Nehmen lebt, sie ist Gottes schöpferische Kraft. In vielen kleinen und großen Menschen und Dingen kommt sie mir im Alltag freundlich entgegen. Dafür will ich mir Zeit nehmen, ich will mich berühren und in Anspruch nehmen lassen von dieser Liebe, von Gottes Segen. Vor allen Dingen lasst die Liebe geschehen!  Ein neues Jahr voller Liebe wünsche ich ihnen, liebe Leserinnen und Leser!


 


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