Willkommen an Bord

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# Zum Weiterdenken

Willkommen an Bord

Von Pfarrerin Adelheid Römer-Bornmann

Unerwartet war der Sturm aufgezogen. Nun wurde das Boot wie eine Nussschale zwischen den Wellen hin und her geworfen. Wasser schwappte über die Reling. Wenn es so weiter ging, dann würden sie sinken. Mit der Nässe kam auch die Angst über sie. Mit jeder Woge wuchs die Furcht, dies könnte ihre letzte Überfahrt gewesen sein.

Währenddessen lag er auf dem scheinbar letzten, noch trockenem Platz im Boot und schlief seelenruhig. In ihrer Todesangst weckten sie ihn: „Siehst Du nicht, was hier los ist? Willst Du, dass wir umkommen?“ Er sah sie an. Dann sprach er ein Machtwort und der Sturm brach ab. Es wurde ganz still. „Habt ihr noch immer kein Vertrauen?“- Wie gerne hätte ich mehr Vertrauen in diesen Tagen. Im Sturm des Wahlkampfs schwappt der Populismus über. Die gesellschaftspolitischen Debatten werfen unser Land hin und her. Die Wogen, die der Sturm des Lebens mit sich bringt,  drohen über uns zusammenzuschlagen. Ja, was wir brauchen, ist vor allem Vertrauen. Vertrauen in Gott, der uns nicht untergehen lässt. Doch weil wir eben nicht er sind, können wir nicht so einfach weiterschlafen, sondern sollten hellwach sein. Damit wir aufmerksam sehen und hören, was gerade in unserem Land, unserer Welt geschieht. Nur so werden wir in zwei Wochen mit Herz und Verstand wählen gehen. 

Unsere christlichen Werte, wie Menschlichkeit und Nächstenliebe, werfen wir nicht so leicht über Bord, aus Angst um unseren Wohlstand. Wir leben in einem Land, in dieser einen Welt. Am Ende sitzen wir doch alle in einem Boot.    


Adelheid Römer-Bornmann ist Pfarrerin in der Kirchengemeinde Stadt Liebenau und Seelsorgerin in der Kreisklinik Hofgeismar.

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