Eingeschneit

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Eingeschneit

# Zum Weiterdenken

Eingeschneit

Von Pfarrer Jonathan Bergau

Vor einigen Jahren habe ich mit meiner Familie einen Winterurlaub im Gebirge verbracht. Es hat so richtig geschneit. Es hat sogar so viel geschneit, dass sogar die Rodelpisten geschlossen waren. Auch die Langlaufpisten und Wanderwege schneiten immer wieder zu. Man konnte nur in der Ferienwohnung sitzen oder bei kleinen Spaziergängen durch den Schnee stapfen.

Zuerst waren wir enttäuscht, wollten wir doch so machen Ausflug unternehmen. Dann stellten wir schnell fest, wie schön es ist, nichts tun oder unternehmen zu müssen. Wir saßen Tee trinkend am Kamin, haben gelesen, gespielt und einfach gute Zeit zusammen verbracht. Auch für die eigenen Gedanken war plötzlich Zeit. 

Manchmal sehne ich mich danach, wieder einmal eingeschneit zu sein. Ich wünsche mir die Möglichkeit für das Gefühl, nicht gerade jetzt etwas tun zu müssen, sondern einfach nur sitzen zu dürfen. Vielleicht brauchen wir Menschen diese Winterzeit, um uns auch einmal einschneien zu lassen, um unseren Gedanken, Gefühlen und Wünschen Raum zu geben. Wenn ich dann Zeit finde, um nachdenken zu können, dann fällt mir auf, dass sich meine Gedanken meistens nach vorn richten. Es ist aber für Planungen nötig, auch Rückblick zu halten. Wenn ich mit diesem Rückblick nach vorne plane, erleichtert es mir, nicht in Aktionismus zu verfallen. Ich finde heraus, dass ich auch schon durch andere schwierige Zeiten getragen wurde. 

Ich denke an einen Zuspruch aus dem Buch Jesaja: „Wenn ihr Ruhe bewahrt und Vertrauen habt, seid ihr stark.“ (Jesaja 30,15). Ich weiß nicht, ob Sie dazu unbedingt einschneien müssen, aber ich wünsche Ihnen in diesen Januartagen genug Zeit für Ruhe, Besinnung und Neuorientierung. Möge Ihnen daraus neue Hoffnung und Stärke wachsen.


Jonathan Bergau ist Pfarrer für das Kirchspiel Oedelsheim.

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